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Hofausstellung: Durch Nacht und Nebel

Liesl Karlstadt und Karl Valentin hinter dem Theatervorhang hervorschauend

Liesl Karlstadt und Karl Valentin – Vom Brettl ins Theater mit Bert Brecht und Lion Feuchtwanger

Bis 29. April 2025 am Isartor

Das Museum ist geschlossen, aber Karl Valentin und Liesl Karlstadt sind weiterhin am Isartor zu sehen: 

In der neuen Hofausstellung zeigen wir das Starduo der Münchner Volkssängerszene inmitten ihrer zahlreichen Bewunderer im München der 1920er Jahre. Ihre Auftritte entwickelten sich in dieser Zeit vom Geheimtipp zum Pflichtprogramm, sie begeisterten immer mehr Menschen. Man ging zu Valentin und Karlstadt, weil man hier etwas ganz Neues und Niedagewesenes entdeckte. Auch Lion Feuchtwanger und Bertolt Brecht zählten zu den Bewunderern. Feuchtwangers Roman „Erfolg“ schildert eindrücklich ihre Auftritte. Brecht holte das Duo als junger Dramaturg an die Münchner Kammerspiele – vom Brettl ins Theater! 

Karl Strauß als „Phänomen auf dem Fahrrad“ fährt „Durch Nacht und Nebel“ , Karl Valentin an der Pauke, Liesl Karlstadt als Dirigent, TingelTangel, 1923

Am Tag nach der Premiere von Brechts Stück „Trommeln in der Nacht“ (1922) waren Valentin und Karlstadt Teil der kommentierenden Mitternachtsvorstellung „Die rote Zibebe“. Sie beteiligten sich an der Revue des ersten Teils und bestritten den zweiten Teil alleine mit „Durch Nacht und Nebel“ und dem „Christbaumbrettl“. Ab da sorgen Valentin und Karlstadt regelmäßig an den Kammerspielen für ein gefülltes Haus. Die Ausstellung spürt dieser Zusammenarbeit nach und holt das 1924 für die Kammerspielbühne erstandene Stück „Die Raubritter vor München“ zurück an seinen Originalschauplatz – das Isartor.

Am 12.12.24, Liesl Karlstadts Geburtstag, eröffneten Hans Well und Sabine Rinberger die Ausstellung. Es ging ein kalter Wind, aber die Atmosphäre war umso wärmer.

Bei Tag und Nacht, Nebel und Sonnenschein geöffnet.

Kuratorinnenführung am  28.1./25.2/25.3. und 29.4. jeweils um 17:30 Uhr am Isartor (direkt vor „Jodeln am Tor“)

Impressionen aus der Ausstellung:

Zum 140. Geburtstag von Karl Valentin

…gab’s ein Standkonzert mit der neu gegründeten Musäumskapelle und die Beflaggung des Isartors

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Die neu gegründete Geburtstagsmusäumskapelle spielt ein Ständchen, schenkt Valentin das Isartor und zitiert das „Jenseits“.

Vor 140 Jahren, am 4. Juni 1882, wurde  Karl Valentin geboren. Aus diesem Anlass spielten wir im Innenhof des Isartors ein kleines Standkonzert. Gleichzeitig beflaggen wir aus Solidarität mit den Bürgerinnen und Bürger der Ukraine das Isartor und bringen unsere Fassungslosigkeit mit Valentins Worten zum Ausdruck:

„..wenn’s einem die Friedenspalme aus der Prazn schiass’n…“

Zum 140. Geburtstag sendete WDR 5 – Zeitzeichen ein schönes Radiofeature.

„Ja unsere weissen Westen“

75 Jahre Gesetz zur Entnazifizierung

Die neue Installation vor dem Isartor konnte mit finanzieller Unterstützung u.a. der Saubande realisiert werden

Die Installation „Ja, unsere weißen Westen!“ – 75 Jahre Gesetz zur Entnazifizierung nach Idee und Konzept von Christian Springer

Vor 75 Jahren wurde das „Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus“ erlassen. Mit dem Gesetz wurde die Entnazifizierung auch wieder in deutsche Hände gegeben. Die dazu eingerichteten Spruchkammern waren Laiengerichte, angewandt auf den gesamten Querschnitt der deutschen Bevölkerung.

Je nach Angaben mussten sie sich anschließend den Spruchkammerverfahren stellen. Falsche Angaben wurden unter Strafe gestellt.  Auch die beliebten Volksschauspieler Weiß Ferdl und Georg „Schorsch“ Blädel wurden befragt und verurteilt. Karl Valentin, dem nonkonformen Künstler und Menschen räumt die Ausstellung einen prominenten Platz ein. Valentin machte aus seiner Abneigung gegen das Regime keinen Hehl, auch wenn er sicher kein Widerstandskämpfer war. Er musste sich keinem Spruchkammerverfahren unterziehen

Hauptschuldig, Mitschuldig oder Unschuldig war für die anderen die Frage. In den 30er Jahren waren sie als Künstler beliebt und verehrt. Dann war das NS-Regime weg, die Stunde Null da. Es drohte das Gericht und sie mussten neue Rollen lernen: Verharmloser, Leugner, Verschweiger, Nichtwisser. „Er lebte nur seiner Kunst“. Diesen Satz hörte man in den Prozessen, denn jeder wollte davonkommen. Und das Publikum wollte auch, dass sie davonkommen.

Die Verfahren galten schnell als Siegerjustiz und konnten nie die gewünschte Gerechtigkeit über das Land bringen, das voller Täter war. Wie reagierten die Bühnenstars in dem Moment, als es galt, Verantwortung für die eigene Vergangenheit zu übernehmen? Die Spruchkammern in München behandelten von 1946 bis 1950 237.000 Fälle. Nur ein kleiner Bruchteil wurde verurteilt, zu hauptschuldig oder belastet oder minderbelastet. Die überwältigende Mehrheit der Angeklagten wurde dieser Gruppe zugerechnet: „Mitläufer“. Die Entnazifizierung war damit erledigt.

Ausschnitt aus dem Persil-Werbefilm „Die weiße Weste“ von 1954

Die weiße Weste“, der Werbefilm der Firma Henkel aus dem Jahr 1954 für ihre Produkt „Persil“ mit den Pinguinen und den weißen Westen, spiegelt den Zeitgeist wieder und ist das Leitmotiv der Installation. Mit Ironie wird hier an das Thema herangegangenen, der satirische Umgang mit diesem Thema beherrscht und ins Zentrum der Werbung gestellt.

(C) Sina Maria Schweikle

Christian Springer, Kabarettist, Autor, sozial engagierter Bürger greift mit der Erinnerung an das Inkraftsetzen des Gesetzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vor 75 Jahren und die daraus resultierenden Laiengerichtsverfahren, einen wichtigen Schritt der Vergangenheitsbewältigung auf. Die westlichen Besatzungsmächte legten diese wieder in die Hände der Deutschen. Dies sollte den fortschreitenden Demokratisierungsprozess vorantreiben, dem Geschichtsbewusstsein und Demokratieverständnis dienen und dieses stärken.

Die Installation ist eine Kooperation der SCHULTERSCHLUSS Initiative Christian Springer mit dem Valentin-Karlstadt-Musäum, unterstützt von der Saubande, Valentin-Karlstadt-Förderverein und dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München.