Kategorie: Blog

Ausstellung zu Valentins Oktoberfestfilm

Neue Hofausstellung zum Film Karl Valentin und Liesl Karlstadt auf der Oktoberwiese von Peter Syr

In Kooperation mit der Saubande e.V. und dem Valentin-Karlstadt-Musäum

Die neue Hofausstellung zum Film: Karl Valentin und Liesl Karlstadt auf der Oktoberfestwiese.
Noch bis 24.Oktober 2023 im Innenhof des Isartors

Ein Lieblingsthema von Karl Valentin ist immer wieder das Oktoberfest. 1921 drehte Valentin mit Liesl Karlstadt seinen Oktoberfestfilm. Er gibt die Atmosphäre auf dem Oktoberfest 1921 wieder und zeigt die ersten Aufnahmen der Schaustellergasse überhaupt mit ihren verschiedenen Attraktionen wie Messerwerfer und Toboggan.

Liesl Karlstadt auf dem Toboggan
Liesl Karlstadt probiert Hüte
Nach dem Genuss von Apfelmost
Valentin beim Boxkampf
Valentin auf dem Karussel
Valentin wird elektisiert

Valentin spielt hier einen Lebemann, der sich mit seiner jungen Geliebten auf dem Oktoberfest verabredet. Seine dicke Frau, gespielt von Liesl Karlstadt, bestimmt, dass ebenfalls gemeinsam das Oktoberfest besucht wird. Und so entspinnt sich ein wildes Katz- und Mausspiel zwischen den Fahrgeschäften der Wiesn auf der Suche nach der Geliebten und der Verfolgung durch die Ehefrau.

Finaler Höhepunkt des Films ist der unbeabsichtigte Fluchtversuch Valentins mit Hilfe eines Bündel Luftballons. Karl Valentin beschreibt die für ihn schmerzhaften Dreharbeiten dieser letzten Filmszene mit den Worten: „Filme ansehen ist wirklich angenehmer als Filme fabrizieren.“
Spielerisch verbindet Valentin mit dem Oktoberfestfilm Unterhaltung und Dokumentation und schuf hier erstmals das Format Infotainment, das erst viel später als Genre im Film Einzug fand.

Das bei Valentin beliebte Motiv Oktoberfest findet sich in vielen Abwandlungen nicht nur zahlreichen Szenen und Dialogen wieder. Er selbst war mit einem Fahrgeschäft, der Froschrutschbahn, das er zusammen mit seinem Freund Ludwig Greiner konstruiert hatte, auf dem Oktoberfest 1921 vertreten.

Valentin als Schausteller: Die Frosch-Bahn
Werbeplakat für die Froschbahn

So spannt die Hofausstellung, die in Anlehnung an ein Festzelt konzipiert wurde, in sechs großen Tafeln den Bogen von der historischen Bedeutung des Oktoberfestfilmes über die Rolle Valentins als Filmpionier bis zu seiner Vorliebe für das bedeutendste Volksfest der Welt.

Hier geht’s zur Presseschau

Idee und Umsetzung: Peter Syr
Fachliche Beratung: Sabine Rinberger

Mit Unterstützung der Saubande, Valentin-Karlstadt-Förderverein e.V.

Das Valentin-Karlstadt-Musäum muss im Isartor bleiben!

Presseerklärung des Valentin-Karlstadt-Fördervereins e. V. „Saubande“

Juli 2023 Zur aktuellen Debatte über den Erhalt des Valentin-Karlstadt-Musäums im Isartor und dessen weitere Gestaltung, gibt der Valentin-Karlstadt-Förderverein e.V. „Saubande“, der nicht nur ein Sprachrohr der Valentin Fans und Interessierten ist, sondern sich auch mit der Förderung des Valentin-Karlstadt-Musäums befasst, folgende Presserklärung ab:

Das Valentin-Karlstadt-Musäum im Isartor ist eine modern gestaltete Ausstellung, die den vorhandenen Platz bestens ausnutzt. Eine Fülle von Exponaten, Audios, Filmen und Texten gibt es hier zu bewundern, die Besucher*innen erwartet ein vielfältiges, abwechslungsreiches, unterhaltsames und interaktives Ausstellungserlebnis! Zusätzlich finden wechselnde Sonderausstellungen statt und im beliebten Turmstüberl geben sich bei regelmäßigen Kulturveranstaltungen namhafte Künstler*innen die Klinke in die Hand.

An einem der zentralsten Plätze der Stadt, dem Innenhof des Isartors, bietet das Museum zudem wechselnde, informative und interessante Ausstellungen im öffentlichen Raum. Es erweitert seine Ausstellungsfläche damit nicht nur erheblich, es bietet ebenso – wie kein anderes Museum in München – unkomplizierten, kostenlosen Zugang zu Ausstellungen unter freiem Himmel, die 24 Stunden geöffnet sind. Auch Karl Valentin hatte Kultur für ALLE im Sinn!

Viele Führungen in der Stadt beginnen hier im Innenhof. Damit werden nicht nur Tourist*innen mit Münchner Kultur versorgt. Diese Ausstellungen sind auch eine geniale Werbung für das Museum selbst.

Sind das nicht Gründe genug, den Standort Isartor in keinem Fall aufzugeben?  Wer verirrt sich schon zum Schlachthof? Der Vergleich mit dem Volkstheater, der schon ein paarmal im Raum stand, verfängt hier nicht. Ein Theater ist nicht im selben Maße auf Laufkundschaft angewiesen. Das Theaterpublikum folgt dem Programm und muss zwangsläufig dort hin. Museen kann und soll man entdecken, und wenn es zufällig geschieht.

Das Valentin-Karlstadt-Musäum im Isartor ist ein Gesamtkunstwerk! Es gehört zum Isartor wie das Oktoberfest zur Theresienwiese oder das Rathaus zum Marienplatz.

Nun gibt es bekanntermaßen das Problem des Brandschutzes, das nun dringend gelöst werden muss. Ein fertiger Entwurf zum Umbau des Valentin-Karlstadt-Musäums liegt vor, der zum einen den Brandschutz und zum anderen auch die Barrierefreiheit berücksichtigt. Das heutige Isartor, das mit dem ursprünglichen Tor von 1337, durch diverse Umbauten in der Vergangenheit, sowieso nichts mehr zu tun hat, würde durch diesen Umbau nur gewinnen. Die im Entwurf vorgesehenen Außentürme lägen vom Tal aus gesehen außerhalb der Sichtachse. Vom Isartorplatz aus würden sie hinter dem historischen Bestand verschwinden. Hier muss der Denkmalschutz zurückstehen und zulassen, dass diesem Münchner Wahrzeichen etwas Moderne eingehaucht wird. Der Vergleich mag zu hoch gegriffen sein, aber das Louvre-Museum hat durch den pyramidenförmigen Eingang von I.M. Pei auch nur gewonnen.

Was wäre denn die Alternative? Das Isartor ungenutzt und verwaist zurückzulassen? Ein Wahrzeichen, das intensiv (50.000 Musäumsbesucher im Jahr)  und modern genutzt wird, ist aus unserer Sicht viel mehr wert.

Der angedachte Alternativ-Standort in der alten Viehmarktbank steht seit 25 Jahren leer und verfällt. Dieses Gebäude ist also auch hochgradig marode und müsste erst einmal saniert werden. Wie lange würde das dauern? Wie viele Jahre von Genehmigung zur Planung und zur Fertigstellung? Und bis dahin sollte es dann kein Valentin-Karlstadt-Musäum in München geben? Das ist nicht vorstellbar.  

Valentin-Karlstadt-Förderverein e.V. „Saubande“ und Freunde:

Gerhard Aimer, Inge Aimer, Hans Altmann, Inge Altmann, Anja Angerstein, Friedrich Ani, Johann Anzenberger, Claudia Bäuml-Pöll, Hanne Bahlmann, Ingrid Bals, Renate Bartholomae, Dr. Michael Bauer, Johann Bengen, Martin Bengsch, Hans Bergdolt, Corinna Binzer, Christa Bissinger, Johanna Bittenbinder, Helga Bodden, Dr. Peter Bodden, Iris Boeck, Ulrich Bötsch, Achim Bogdahn, Jan Dierk Borgmann, Marianne Brandl, Heinz-Josef Braun, Marianne Braun, Wolfgang Braun, Ruth Breitkopf, Birgit Bremberg, Willi Deml, Kondrad Diewald, Dr. Monika Dimpfl, Gustav Dittrich, Leonore Doerfert, Walter Doerfert, Hannelies Dotzler, Horst Drey, Sylvia Ecker, Josef Eder, Josefine Ehrmüller, Helga Fabianek, Monika Fabianek, Josef Falbisoner, Claudia Federhofer, Dieter Fischer, Ottfried Fischer, Elisabeth Förg, Christine Folz, Amelie Fried, Achim Frischbutter, Günther Fritsch, Claudia Fürst, Ingrid Gailhofer, Theresia Garthoff, Hannelore Gaßner, Fritz Geyer, Brigitte Gransee, Andrea Grassl, Gabi Grill, Jürgen Grimm, Otto Grohmann, Steffen Haas, Josef Hader, Astrid Häußler, Gerhard Häußler, Rudolf Hartbrunner, Herbert Hauke, Roland Hefter, Jens Heidrich, Jonny Heinig, Herbert Henker, Marie Luise Hesse, Angelika Heyer, Gabriele Hirschberger, Sybille Hochreiter, Heidrun Hohberger, Wolfgang Hohberger, Gerhard Holz, Dietmar Holzapfel, Dr. Eva Hutzelmeyer, Dr. Hannes Hutzelmeyer, Elisabeth Jakob, Elisabeth Jackwerth, Franz Jackwerth, Elisabeth Jakob, Georg Joa, Doris Judenmann, Peter Judenmann, Alexander Kardaschenko, Franziska Karmann, Sandra Karmann, Manfred Kastl, Ilka Kavanian, Rick Kavanian, Ana Kettner, Erwin Kettner, Gabi Kiermeier, Marion Kießling, Roswitha Kinzel-Rieder, Luise Kinseher, Jürgen Kirner, Hedwig Klier, Reiner Knäusl, Wolfgang Koch, Roswitha Kohl, Elke Kopp, Johann Kopp, Natali v. Kornatzki, Fritz Krodel, Brigitte Krummhaar, Eckhard Krummhaar, Monika Krumsdorf, Heiko Landgraf, Anna Lange, Polina Lapkovskaja (Pollyester), Irene Lappe, Fritz Letsch, Andrea Lehner, Christine Lehner, Barbara Lederer-Xomplios, Hannelore Lederer, Christoph Leibold, Michael Lerchenberg, Bettina Lerchenmüller, Dorli Lichtenberg, Katharina von Lieven, Evi Lindmeier, Heinz Lindmeier, Constanze Lindner, Gabriele Lippert, Wolfgang Mach, Beate Maier, Brigitte Maier, Carola Meier, Karin Marburger, Gabriele Meinl, Tina Merz, Nicole Methfessel, Alexander Metz, Gerhard Metzger, Gertraud Miller, Julia von Miller, Hans Christian Müller, K. P. Münch, Cornelia Nagel, Ulrike Nedwed, Andreas Nürnberger, Harald Ober, Günter Obermaier, Ingrid Oxfort, Andreas Passian, Monika Petri, Gisela Pichler, Lilli Planz, Gerhard Pompe, Engelbert Precht, Joachim Proft, Peter Probst, Hiltraut Pusch-Zilker, Julia Rahn, Wolfgang Ramadan, Grit Ranft, Margit Rauch, Werner Rauch, Angelika Redel, Tania Reetz, Sibylle Reinicke, Liane Reithofer, Christina Ridao Alonso, Jürgen Rieger, Traudl Röber, Michael Röder, Birgit Roth, Ilona Roth, Elisabeth Rüster, Michael Schäffler, Christine Schatzl, Sepp Schauer, Helmut Schleich, Doris Schlosser, Rudolf Schmid, Werner Schmidbauer, Klaus Schmidt, Stefan Schneider, Dr. Klaus Schumann, Monika Schweitzer, Johanna Seitz, Jürgen Semmelmann, Walter Sindlinger, Fanny Skapata, Sigi Skapata, Roswitha Sommer, Willi Sommer, Rita Steininger, Dr. Michael Stephan, Christine Stöckl, Herwig Stuckenberger, Ingried Stuckenberger, Dieter Sütterlin, Peter Syr, Rainer Täuber, Hans Paul Thiene, Helmut Thieß, Ulrike Thomas, Manfred Treml, Dr. Josef Tress, Bele Turba, Karin Velder, Eva Maria Volland, Günter Wagenbauer, Brigitte Wagner-Skurka, Franziska Wanninger, Gisela Weilnböck,Martina Wein, Heike Weinzierl, Hans Well, Manfred Wenderoth, Hermann Wilhelm, Fritz Wimmer, Hans Wörner, Juliane Ziegel, Walter Zilker, Martha Zillner, Stephan Zinner

Dazu berichtet die Abendschau am 10. Juli 2023

Ihr großes Herz hat einfach versagt

Die große Maria Peschek ist am 8. Juni 2023 unerwartet verstorben

Matinee

Ein Nachruf von Sabine Rinberger

Die Maria, das kann doch nicht sein. Ihr großes Herz hat plötzlich versagt. Für uns und mich war Maria eine der Größten. Seit vielen Jahren ist sie im und mit dem Valentin-Karlstadt-Musäum und dem Valentin-Karlstadt-Förderverein „Saubande“ engagiert verbunden. Sie trat seit 2005 immer wieder im und für das Valentin-Karlstadt-Musäum auf. Nie ließ sie sich lange bitten, egal ob ich sie um einen Aufsatz für den Musemskatalog „An jedem Eck a Gaudi“ fragte oder ob sie Gründungmitglied des 2012 entstandenen Fördervereins für Karl Valentin und Liesl Karlstadt werden wolle. Maria lieferte immer prompt und war dabei. Im Katalog schrieb sie über Liesl Karlstadt, die sie für die größte Männerdarstellerin hielt. Ein Genre das Maria Peschek auch suchte und beherrschte, zum Beispiel in der Rolle des Machotypen Mike.

Matinée der Saubande

Sie hatte die Idee, den Förderverein – das fand sie langweilig – „Saubande“ zu nennen, nach dem verzweifelten Ausruf von Karl Valentin im Buchbinder Wanninger „Saubande dreckate!“. Sie war nicht nur Gründungsmitglied auf dem Blatt, sondern versäumte auch so gut wie keine Vorstandsitzung, bereicherte die Vereinsarbeit immer mit guten Ideen. Sowieso stand sie bei jeder der legendären „Saubanden-Matineen“ im Münchner Volkstheater auf der Bühne, unentgeltlich versteht sich. Ebenso fehlte sie bei keinem Sommerfest des Valentin-Karlstadt-Musäums im Innenhof des Isartors. So auch im letzten Jahr nicht, wo sie völlig ohne Stimme ankam, was sie nicht davon abhielt, für uns auf die Bühne zu gehen. Und wie sie es auch immer schaffte, dort gelang es ihr, die letzten Kräfte zu mobilisieren, sie ließ sich nichts anmerken und hatte wie immer das Publikum im Handumdrehen erobert. Darauf verbrachte sie eine Woche im Krankenhaus. Sie war eine großartige, vielfältige Künstlerin, Kabarettistin, Schauspielerin und Bühnenautorin. Längst hatte sie die Schürze ihrer Bühnenfigur Paula Pirschl abgelegt und wurde immer mehr auf den Brettern zur Maria Peschek. Als solche konnte sie unvergleichliche Geschichten erzählen, die so aus dem Leben gegriffen waren, beobachtend und erkennend, dass sie das Publikum sofort zutiefst berührten, obwohl sie zugleich unglaublich unterhaltsam waren. Unvergleichlich, wenn sie den Luis Trenker gab, in einem unverständlichen nur angedeuteten Südtirolerisch. Spätestens da lagen alle schon unter den aufgestellten Bierbänken vor Lachen und zwar, egal ob jung oder alt, weiblich oder männlich oder überhaupt.

Sommerfest am Isartor

Maria Peschek hatte eine große Beobachtungsgabe und Liebe für die Menschen, vor allem auch für jene, die am Rande der Gesellschaft standen, die anders waren, für Kinderseelen, die sie selbst noch immer in sich fühlte, damit konnte sie so berühren. Sie schaute genau hin, hörte genau. Sie nahm sich aber kein Blatt vor den Mund. Ein großes Anliegen war es ihr, Frauen in ihren Rechten und Kolleginnen zu stärken, immer in großer Solidarität, nie in Konkurrenz. Selbst durfte ich mehrmals mit ihr in der Jury für den Dieter-Hildebrandt-Preis sitzen, es war immer sehr spannend ihre Vorschläge zu hören, sich mit ihr auszutauschen, unaufgeregt und uneitel, immer im Interesse, die gute Lösung zu finden.

Matinée der Saubande

Für menschliche Schwächen hatte sie ein Faible und so brachte sie gemeinsam mit ihrem Mann und Bühnenpartner Helmut Dauner im Dialog Szenen einer langen Ehe auf die Bühne. Hier mochte sich so mancher, so manche, wiederfinden, immer mit einem Augenzwinkern aber schon auch mit einem gewissen Ernst und einer Nachdenklichkeit. Am Ende siegte immer die Liebe.

Maria Peschek war von einer erstaunlichen Unerschütterlichkeit und Tapferkeit. Mit 22 erhielt die hübsche aufstrebende Studentin der Otto Falckenberg-Schule die Diagnose eines autoaggressiven Rheumas. Ohne jedes Aufhebens ging sie mit der Krankheit um, ließ sich von nichts abhalten und machte immer das Beste daraus.

Einmal wurde ein Interview für den Bayerischen Rundfunk mit Mitgliedern der Saubande oben im Turmstüberl aufgezeichnet. Maria Peschek kam dazu. Erst beim Hinuntergehen der 79 Stufen bemerkte ich, dass sie kaum gehen konnte. Einer der vielen Knochenbrüche war gerade wieder am heilen. Wahrlich auf dem Hintern ist sie Stufe für Stufe hinunter gehockt. Mir tat das sehr leid und ich meinte, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich einen anderen Ort gesucht. Sie darauf nur: „das geht schon, ich komm schon runter“. Dafür konnte man sie nur bewundern.

In allem was sie tat, strahlte sich eine große innere Unabhängigkeit aus, auch wenn sie immer von einer ungeheuren Nervosität vor den Auftritten geplagt war. Als Kind, erzählte sie einmal, wollte sie immer brav sein, aber sie habe nicht gewusst, wie das geht. Auch dafür hatte sie die Sympathien so vieler Menschen, auch dafür werden wir sie so vermissen und uns glücklich schätzen, ihr im Leben begegnet zu sein.

Sommerfest am Isartor

Am 13. Juli 2023, am ersten Tag unseres Sommerfestes wird sie fehlen. Ihr Auftritt war schon fest eingeplant. Wir hätten gerne schon auf ihren baldigen 70. Geburtstag am 12. August angestoßen.

Sabine Rinberger, das Valentin-Karlstadt-Musäum und die „Saubande“, Valentin-Karlstadt-Förderverein.

Das Geburtshaus von Karl Valentin

in der Zeppelinstraße 41 in München-Au

Ein Beitrag des Autors, Stadtführers und Mitglieds der Saubande Rudi Hartbrunner

In dem am 15. März 1947 von Bayerischen Rundfunk ausgestrahlten Stück „Das Interview“ behauptete Karl Valentin, dass er „in der Sonnenstraße, im Postscheckamt!“ zur Welt gekommen sei. Er begründete dies damit, dass „das Postscheckamt 1882 das Gebärhaus war, in welchem ständig geboren wurde. Da hat schon der selige Papa Geis immer drüber gesungen: ‚In der Sonnenstraß’ da steht a rots Haus. Alloa gengas eine und zu zwoat gengas raus!‘“ Aber, „Das Interview“ war nicht wirklich ein Interview und die Auskünfte Karl Valentins über sein Leben und Treiben waren – vorsichtig gesagt – autobiographisch einfach nicht ganz korrekt.

Das Haus in der Entenbachstr. 63 (heute:Zeppelinstr. 41); Gemälde von Valentin Ludwig Fey, 1896
(C) Valenin-Karlstadt-Musäum

Vielmehr war das Haus in der heutigen Zeppelinstraße 41 sein Geburtsort. Das geht aus seiner im Valentin-Karlstadt-Musäum befindlichen Geburtsurkunde eindeutig hervor. 1851 war der Baubeginn des zunächst aus vier Fensterachsen und drei Stockwerke bestehenden Karl-Valentin-Geburtshauses.

Das Elternhaus, erbaut im Jahr 1851. (c) Valentin-Karlstadt-Musäum

Es wurde 1874 um drei weitere Fensterachsen erweitert und war damit ein stattliches Wohn- und Geschäftshaus in der am 1. Oktober 1854 eingemeindeten Vorstadt Au. Der als Valentin Ludwig Fey geborene Knabe verbrachte hier seine Kind- und Jugendzeit. Mit dem Tod seines Vaters am 8. Oktober 1902 musste der zum Komiker heranwachsende Karl Valentin das Speditionsunternehmen weiterführen. Der in Geschäftsdingen nicht immer glücklich agierende Valentin fuhr das Unternehmen innerhalb von vier Jahren voll an die Wand, sodass nicht nur die Firma, sondern gleich das ganze Anwesen verkauft werden musste. Den Namen der 1847 gegründeten Speditionsfirma übernahm der aus der damals zu Bayern gehörenden Rheinpfalz Jean Hopp, der durch den Kauf als lange eingeführte Firma erscheinen wollte. Das Speditionsunternehmen erwarb Adolf Weiß. Nach dem Abzug aller ausstehenden Forderungen und Hypotheken, die noch der verstorbene Vater „infolge schlechten Geschäftsganges“ aufgenommen hatte, verblieben Karl Valentin und seiner Mutter noch etwa 6.000 Mark. Nun war alles verloren, sodass sich Karl Valentin und seine Mutter am 15. November 1906 in München abmeldeten und nach Zittau (Heimatstadt von Valentins Mutter Maria Johanna Fey) zogen. Damit endete die Beziehung des später weltberühmten Humoristen zu seinem Geburtshaus in der Münchner Vorstadt Au.

Der Autobauer Ludwig Weinberger jun. und der Bugatti Royale Typ 41

Das Anwesen in der Zeppelinstraße 41 ging im Jahr 1910 in das Eigentum von Ludwig Weinberger senior über. Der neue Bewohner ließ die Rückgebäude der ehemaligen Spedition Falk & Fey umgehend abreißen, um dort neue Werkstätten einzubauen. Außerdem beauftragte der Wagenbauer im Jahr 1914 im Vordergebäude des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 einen Ausstellungsraum. Dort befindet sich heute die Unterkunft der Freund*innen der Vorstadt Au.
Der Sohn des Karosseriebauers, Ludwig Weinberger junior, trat 1931 in das Unternehmen ein, übernahm eine BMW-Vertretung und baute bis zum Zweiten Weltkrieg dort etwa 300 Karosserien. 1932 machte er das Unternehmen in der internationalen Autowelt über Nacht berühmt.

Der von Ludwig Weinberger jun. entworfene Bugatti Royale; Bild: Deutsches Museum

Auftraggeber war der Nürnberger Modearzt Dr. Joseph Fuchs, der sein Bugatti Royale-Fahrgestell in der kleinen Werkstatt in der Au mit einer imposanten schwarz-gelben Cabriolet-Karosserie versehen ließ. Drei Monate dauerte die Herstellung der Karosserie, die etwa 7.000 RM kostete. Das Fahrgestell war rund 75.000 RM teuer. Den „Bugatti Royale“ verehren Liebhaber noch heute als „das schönste Auto der Welt“. Das Auto war sechs Meter lang, schluckte fünfzig Liter Benzin auf einhundert Kilometern und sein Preis entsprach dem Wert von mehr als acht Einfamilienhäusern. Als Dr. Joseph Fuchs nach der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1934 – aufgrund seiner jüdischen Abstammung – ins Ausland emigrieren musste, nahm er seinen Bugatti Royale Typ 41 natürlich mit ins Exil, das ihn über die Schweiz nach Shanghai und von dort über Kanada bis nach New York führte. Im Jahr 1943 erwarb der General-Motors-Ingenieur Charles Chayne den Bugatti Royale und ließ das Luxus-Gefährt in den Jahren 1946/47 restaurieren. Dabei wurden zahlreiche Änderungen und Eingriffe vorgenommen. Im Jahr 1958 schenkte Chayne den restaurierten Bugatti Royale dem Henry Ford Museum in Dearborn, wo er noch bis heute eine der größten Attraktionen darstellt und bewundert werden kann. Insgesamt wurden nur sieben dieser Luxusgefährte gebaut und sechs davon verkauft. Alle sechs Bugatti Royale existieren noch heute und präsentieren den Mythos der Marke Bugatti in verschiedenen Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt. Eines dieser Autos erzielte im Jahr 1987 die Rekordsumme von gut 16 Millionen Mark.

1954: Gedenktafel für Karl Valentin

Am Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 wurde am 1. Oktober 1954 eine Gedenktafel für den großen Komiker angebracht und von seiner langjährigen Partnerin Liesl Karlstadt eingeweiht.
Anwesend war auch Schorsch Blädel und viele Fahnenabordnungen. Die Tafel war eine Stiftung der Freunde des Nationaltheaters unter Federführung der Süddeutschen Zeitung. Der äußere Anlass war die 100-jährige Eingemeindung der Vorstädte Au, Haidhausen und Giesing nach München. 

Rudolph Moshammers Idee von der “längsten Theke der Welt!

Um das Valentin-Haus blieb es ruhig, bis es die Eigentümer im Jahr 1987 abreißen und durch einen Neubau ersetzen lassen wollten. Widerstand kam hoch, ein Sanierungsgutachten wurde gefordert. Dieses erstellte die Münchner Gesellschaft für Stadtsanierung – MGS und kam zum Ergebnis, dass die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes 6 Millionen DMark kosten und ein Abbruch und anschließender Neubau mit 5 Millionen DMark zu Buche schlagen würde. Unter den gegebenen Umständen verzichteten sowohl die MGS, als auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG auf die Übernahme, weshalb am 7. Juni 1993 beim Planungsreferat um eine Abbruchgenehmigung für das Gebäude ersucht wurde.
Das wiederum veranlasste am 30. Juni 1993 den Diplom-Ingenieur Klaus Schmidt, die Konditionen für einen möglichen Erwerb des inzwischen sehr heruntergekommenen Hauses an der Zeppelinstraße 41 zu erfahren. Unterstützung erhielt er dabei vom Heimatpfleger, der den Erhalt des Gebäudes forderte. Ein weiterer Interessent für das Haus war Dr. Gunter Fette, der Verwalter des Karl-Valentin-Nachlasses, der aus verständlichen Gründen ein Interesse am Erhalt des Gebäudes zeigte. Unabhängig davon beschloss der Stadtrat in seiner Sitzung vom 21. Juli 1994 – mit schwarz-grüner Mehrheit – den Verkauf des Karl-Valentin-Geburtshauses an den Münchner Modezaren aus der Maximilianstraße, Rudolph Moshammer. Dieser wollte im Valentin-Haus die „längste Theke Münchens“ einrichten. Eine Gaststätte im Vorderhaus mit etwas Wohnraum darüber, ein weiteres Lokal im Bistro-Stil samt Terrasse, ein Kino oder ein Theaterraum im Rückgebäude. Später kam noch der Plan einer Schule für männliche Mannequins hinzu. Durch den Widerstand des Bezirksausschusses Au-Haidhausen und aus mehreren Bürgerversammlungen ließen Rudolph Moshammer am 1. Februar 1996 von seinem Vertrag zurücktreten. Er konnte – trotz mehrerer Aufforderungen – nie einen konkreten, greifbaren Plan vorlegen. Völlig frustriert und regelrecht verbittert sowie unter einem Wust von Vorwürfen gegenüber der Landeshauptstadt München bezeichnete er den Bezirksausschuss-Vorsitzenden Hermann Wilhelm als „Vereinsmeier ohne Durchblick“. Er selbst empfand sich als ein „Opfer von Zauderern im Planungsreferat“.

Klaus Schmidt – “Der Retter des Valentin-Hauses”

Karl Valentins Geburtshaus im April 1977

Inzwischen hatte der Diplom-Ingenieur Klaus Schmidt, der im September 1995 seine Bewerbung eingereicht hatte, sein Kaufangebot von damals 800.000 DMark auf die „valentineske Summe“ von 888.888,88 DMark erhöht. Die letzten Hürden für das Projekt Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 konnten in einem Gespräch zwischen dem Dipl.-Ing. Klaus Schmidt, Oberbürgermeister Christian Ude und der Stadtspitze entfernt werden. Doch um den 1. September 1996 wären die Verkaufsverhandlungen für das Projekt beinahe doch noch gescheitert. Schließlich konnte man sich in letzter Sekunde einigen. Zeit war es geworden. Das Gebäude war schon 20 Zentimeter in den sandigen Kiesboden eingesackt, und Risse durchzogen die Wände. Damit das Haus nicht auseinander fällt, mussten von außen Quer- und Stützbalken angebracht werden.

Die Reste der Wekstattgebäude im Hof der Zeppelinstr. 41, aus denen die Stadtwohnungen entstanden sind.


Endlich konnte Klaus Schmidt am 18. September 1996 das Valentin-Haus an der Zeppelinstraße tatsächlich um die zu Karl Valentin passende Summe von 888.888,88 DMark kaufen, um die 890 Quadratmeter anschließend zu sanieren und in neue Wohnungen umzuwandeln. Schmidt setzte auf eine stadtteilbezogene Nutzung des Valentin-Hauses, das vollständig saniert und ausgebaut werden sollte. Einer der ersten Mieter war der Verein der „Freunde der Vorstadt Au“, fünf weitere Wohnungen wurden vermietet.

Im Hof waren vier Stadthäuser und ein modernes, verglastes turmartiges Architekturbüro geplant. Insgesamt dauerten die Bauarbeiten bis etwa zum 15. Dezember 1998. Dann waren sie abgeschlossen. Die Baumaßnahme hatte bis zu diesem Zeitpunkt rund 7 Millionen DMark verschlungen.

Das in den Jahren 1997/98 sanierte und neu renovierte Valentin-Haus in der Zeppelinstr. 41 (Aufnahme: Okt 1999)

Aus einem Schandfleck und dem hässlichen Entlein in der Au war ein wunderschöner Schwan geworden.

Rudolf Hartbrunner 29. April 2023