Kategorie: Blog

Das Geburtshaus von Karl Valentin

in der Zeppelinstraße 41 in München-Au

Ein Beitrag des Autors, Stadtführers und Mitglieds der Saubande Rudi Hartbrunner

In dem am 15. März 1947 von Bayerischen Rundfunk ausgestrahlten Stück „Das Interview“ behauptete Karl Valentin, dass er „in der Sonnenstraße, im Postscheckamt!“ zur Welt gekommen sei. Er begründete dies damit, dass „das Postscheckamt 1882 das Gebärhaus war, in welchem ständig geboren wurde. Da hat schon der selige Papa Geis immer drüber gesungen: ‚In der Sonnenstraß’ da steht a rots Haus. Alloa gengas eine und zu zwoat gengas raus!‘“ Aber, „Das Interview“ war nicht wirklich ein Interview und die Auskünfte Karl Valentins über sein Leben und Treiben waren – vorsichtig gesagt – autobiographisch einfach nicht ganz korrekt.

Das Haus in der Entenbachstr. 63 (heute:Zeppelinstr. 41); Gemälde von Valentin Ludwig Fey, 1896
(C) Valenin-Karlstadt-Musäum

Vielmehr war das Haus in der heutigen Zeppelinstraße 41 sein Geburtsort. Das geht aus seiner im Valentin-Karlstadt-Musäum befindlichen Geburtsurkunde eindeutig hervor. 1851 war der Baubeginn des zunächst aus vier Fensterachsen und drei Stockwerke bestehenden Karl-Valentin-Geburtshauses.

Das Elternhaus, erbaut im Jahr 1851. (c) Valentin-Karlstadt-Musäum

Es wurde 1874 um drei weitere Fensterachsen erweitert und war damit ein stattliches Wohn- und Geschäftshaus in der am 1. Oktober 1854 eingemeindeten Vorstadt Au. Der als Valentin Ludwig Fey geborene Knabe verbrachte hier seine Kind- und Jugendzeit. Mit dem Tod seines Vaters am 8. Oktober 1902 musste der zum Komiker heranwachsende Karl Valentin das Speditionsunternehmen weiterführen. Der in Geschäftsdingen nicht immer glücklich agierende Valentin fuhr das Unternehmen innerhalb von vier Jahren voll an die Wand, sodass nicht nur die Firma, sondern gleich das ganze Anwesen verkauft werden musste. Den Namen der 1847 gegründeten Speditionsfirma übernahm der aus der damals zu Bayern gehörenden Rheinpfalz Jean Hopp, der durch den Kauf als lange eingeführte Firma erscheinen wollte. Das Speditionsunternehmen erwarb Adolf Weiß. Nach dem Abzug aller ausstehenden Forderungen und Hypotheken, die noch der verstorbene Vater „infolge schlechten Geschäftsganges“ aufgenommen hatte, verblieben Karl Valentin und seiner Mutter noch etwa 6.000 Mark. Nun war alles verloren, sodass sich Karl Valentin und seine Mutter am 15. November 1906 in München abmeldeten und nach Zittau (Heimatstadt von Valentins Mutter Maria Johanna Fey) zogen. Damit endete die Beziehung des später weltberühmten Humoristen zu seinem Geburtshaus in der Münchner Vorstadt Au.

Der Autobauer Ludwig Weinberger jun. und der Bugatti Royale Typ 41

Das Anwesen in der Zeppelinstraße 41 ging im Jahr 1910 in das Eigentum von Ludwig Weinberger senior über. Der neue Bewohner ließ die Rückgebäude der ehemaligen Spedition Falk & Fey umgehend abreißen, um dort neue Werkstätten einzubauen. Außerdem beauftragte der Wagenbauer im Jahr 1914 im Vordergebäude des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 einen Ausstellungsraum. Dort befindet sich heute die Unterkunft der Freund*innen der Vorstadt Au.
Der Sohn des Karosseriebauers, Ludwig Weinberger junior, trat 1931 in das Unternehmen ein, übernahm eine BMW-Vertretung und baute bis zum Zweiten Weltkrieg dort etwa 300 Karosserien. 1932 machte er das Unternehmen in der internationalen Autowelt über Nacht berühmt.

Der von Ludwig Weinberger jun. entworfene Bugatti Royale; Bild: Deutsches Museum

Auftraggeber war der Nürnberger Modearzt Dr. Joseph Fuchs, der sein Bugatti Royale-Fahrgestell in der kleinen Werkstatt in der Au mit einer imposanten schwarz-gelben Cabriolet-Karosserie versehen ließ. Drei Monate dauerte die Herstellung der Karosserie, die etwa 7.000 RM kostete. Das Fahrgestell war rund 75.000 RM teuer. Den „Bugatti Royale“ verehren Liebhaber noch heute als „das schönste Auto der Welt“. Das Auto war sechs Meter lang, schluckte fünfzig Liter Benzin auf einhundert Kilometern und sein Preis entsprach dem Wert von mehr als acht Einfamilienhäusern. Als Dr. Joseph Fuchs nach der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1934 – aufgrund seiner jüdischen Abstammung – ins Ausland emigrieren musste, nahm er seinen Bugatti Royale Typ 41 natürlich mit ins Exil, das ihn über die Schweiz nach Shanghai und von dort über Kanada bis nach New York führte. Im Jahr 1943 erwarb der General-Motors-Ingenieur Charles Chayne den Bugatti Royale und ließ das Luxus-Gefährt in den Jahren 1946/47 restaurieren. Dabei wurden zahlreiche Änderungen und Eingriffe vorgenommen. Im Jahr 1958 schenkte Chayne den restaurierten Bugatti Royale dem Henry Ford Museum in Dearborn, wo er noch bis heute eine der größten Attraktionen darstellt und bewundert werden kann. Insgesamt wurden nur sieben dieser Luxusgefährte gebaut und sechs davon verkauft. Alle sechs Bugatti Royale existieren noch heute und präsentieren den Mythos der Marke Bugatti in verschiedenen Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt. Eines dieser Autos erzielte im Jahr 1987 die Rekordsumme von gut 16 Millionen Mark.

1954: Gedenktafel für Karl Valentin

Am Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 wurde am 1. Oktober 1954 eine Gedenktafel für den großen Komiker angebracht und von seiner langjährigen Partnerin Liesl Karlstadt eingeweiht.
Anwesend war auch Schorsch Blädel und viele Fahnenabordnungen. Die Tafel war eine Stiftung der Freunde des Nationaltheaters unter Federführung der Süddeutschen Zeitung. Der äußere Anlass war die 100-jährige Eingemeindung der Vorstädte Au, Haidhausen und Giesing nach München. 

Rudolph Moshammers Idee von der “längsten Theke der Welt!

Um das Valentin-Haus blieb es ruhig, bis es die Eigentümer im Jahr 1987 abreißen und durch einen Neubau ersetzen lassen wollten. Widerstand kam hoch, ein Sanierungsgutachten wurde gefordert. Dieses erstellte die Münchner Gesellschaft für Stadtsanierung – MGS und kam zum Ergebnis, dass die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes 6 Millionen DMark kosten und ein Abbruch und anschließender Neubau mit 5 Millionen DMark zu Buche schlagen würde. Unter den gegebenen Umständen verzichteten sowohl die MGS, als auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG auf die Übernahme, weshalb am 7. Juni 1993 beim Planungsreferat um eine Abbruchgenehmigung für das Gebäude ersucht wurde.
Das wiederum veranlasste am 30. Juni 1993 den Diplom-Ingenieur Klaus Schmidt, die Konditionen für einen möglichen Erwerb des inzwischen sehr heruntergekommenen Hauses an der Zeppelinstraße 41 zu erfahren. Unterstützung erhielt er dabei vom Heimatpfleger, der den Erhalt des Gebäudes forderte. Ein weiterer Interessent für das Haus war Dr. Gunter Fette, der Verwalter des Karl-Valentin-Nachlasses, der aus verständlichen Gründen ein Interesse am Erhalt des Gebäudes zeigte. Unabhängig davon beschloss der Stadtrat in seiner Sitzung vom 21. Juli 1994 – mit schwarz-grüner Mehrheit – den Verkauf des Karl-Valentin-Geburtshauses an den Münchner Modezaren aus der Maximilianstraße, Rudolph Moshammer. Dieser wollte im Valentin-Haus die „längste Theke Münchens“ einrichten. Eine Gaststätte im Vorderhaus mit etwas Wohnraum darüber, ein weiteres Lokal im Bistro-Stil samt Terrasse, ein Kino oder ein Theaterraum im Rückgebäude. Später kam noch der Plan einer Schule für männliche Mannequins hinzu. Durch den Widerstand des Bezirksausschusses Au-Haidhausen und aus mehreren Bürgerversammlungen ließen Rudolph Moshammer am 1. Februar 1996 von seinem Vertrag zurücktreten. Er konnte – trotz mehrerer Aufforderungen – nie einen konkreten, greifbaren Plan vorlegen. Völlig frustriert und regelrecht verbittert sowie unter einem Wust von Vorwürfen gegenüber der Landeshauptstadt München bezeichnete er den Bezirksausschuss-Vorsitzenden Hermann Wilhelm als „Vereinsmeier ohne Durchblick“. Er selbst empfand sich als ein „Opfer von Zauderern im Planungsreferat“.

Klaus Schmidt – “Der Retter des Valentin-Hauses”

Karl Valentins Geburtshaus im April 1977

Inzwischen hatte der Diplom-Ingenieur Klaus Schmidt, der im September 1995 seine Bewerbung eingereicht hatte, sein Kaufangebot von damals 800.000 DMark auf die „valentineske Summe“ von 888.888,88 DMark erhöht. Die letzten Hürden für das Projekt Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 konnten in einem Gespräch zwischen dem Dipl.-Ing. Klaus Schmidt, Oberbürgermeister Christian Ude und der Stadtspitze entfernt werden. Doch um den 1. September 1996 wären die Verkaufsverhandlungen für das Projekt beinahe doch noch gescheitert. Schließlich konnte man sich in letzter Sekunde einigen. Zeit war es geworden. Das Gebäude war schon 20 Zentimeter in den sandigen Kiesboden eingesackt, und Risse durchzogen die Wände. Damit das Haus nicht auseinander fällt, mussten von außen Quer- und Stützbalken angebracht werden.

Die Reste der Wekstattgebäude im Hof der Zeppelinstr. 41, aus denen die Stadtwohnungen entstanden sind.


Endlich konnte Klaus Schmidt am 18. September 1996 das Valentin-Haus an der Zeppelinstraße tatsächlich um die zu Karl Valentin passende Summe von 888.888,88 DMark kaufen, um die 890 Quadratmeter anschließend zu sanieren und in neue Wohnungen umzuwandeln. Schmidt setzte auf eine stadtteilbezogene Nutzung des Valentin-Hauses, das vollständig saniert und ausgebaut werden sollte. Einer der ersten Mieter war der Verein der „Freunde der Vorstadt Au“, fünf weitere Wohnungen wurden vermietet.

Im Hof waren vier Stadthäuser und ein modernes, verglastes turmartiges Architekturbüro geplant. Insgesamt dauerten die Bauarbeiten bis etwa zum 15. Dezember 1998. Dann waren sie abgeschlossen. Die Baumaßnahme hatte bis zu diesem Zeitpunkt rund 7 Millionen DMark verschlungen.

Das in den Jahren 1997/98 sanierte und neu renovierte Valentin-Haus in der Zeppelinstr. 41 (Aufnahme: Okt 1999)

Aus einem Schandfleck und dem hässlichen Entlein in der Au war ein wunderschöner Schwan geworden.

Rudolf Hartbrunner 29. April 2023

Die Geschichte des Karl Valentin Blödsinnstalers – Inspiration für den Kuriositäten-Preis der Saubande

Der „Karl Valentin-Taler für den schönsten Blödsinn des Jahres“ – „Ernst ist das Leben – heiter kunnt’s sei!”

Ein Bericht von Gudrun Köhl 2004

Hannes König, erster Valentin-Musäums-Leiter, und
Erfinder des „Blödsinnstalers“ und Gudrun Köhl seine Nachfolgerin

„Ernst ist das Leben – heiter kunnt’s sei!” Diese Weisheit ziert den Silbertaler, den das Valentin-Musäum alljährlich seit 1966 für den `Schönsten Blödsinn´ des Jahres verleiht. Hannes König, Münchner Kunstmaler und Erfinder des Valentin-Musäums, bekam 1966 den `Schwabinger Kulturpreis´. Einen Teil des Preisgeldes erhielt das `Münchner  Kindlheim´ und mit der zweiten Hälfte schuf er den „Valentin-Taler für den schönsten Blödsinn des Jahres“.

Vorder- und Rückseite des Valentin-Talers “Ernst ist das Leben, heiter kunnts sei” für den “schönsten Blödsinn des Jahres”

Aufgerufen wurde erstmals 1967 in der tz unter Chefredakteur Karl Wanninger, im Sinne Karl Valentins kuriose Maschinen, Werkzeuge oder ähnlichen dreidimensionalen Schwachsinn zu erfinden und an das Valentin-Musäum zu schicken. Eine Jury, zusammengestellt mit sieben Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, suchte dann aus ca. 300 Einsendungen den Preisträger aus. Sie dürfen glauben, dass neben der Gaudi auch allerhand Fantasie gefordert war, den Verstand in die Schräglage zu bringen, um der Sache gerecht zu werden.

1967, am 11. 11. um 11 Uhr 11, wurde erstmals dieser begehrte Taler am schwarz gelben Band verliehen. Sieger des Wettbewerbs war Helmut Winter mit der Erfindung einer `Knödelschleuder´. Ganz Deutschland war erzürnt über die rücksichtslosen Übungsflüge der neuen Kampfflieger `Starfighter´. Winter gab seinem Zorn Ausdruck, indem er mit  einer Armbrustkonstruktion und SemmelNknödeln auf diese über München im Tiefflug donnernden Luftungetüme zielte. Sein Engagement ging durch  die Weltpresse.

Dann ging es Schlag auf Schlag:

1968 – Thomas Gasteigen, Schreiner – der Nähe des Botanischen Gartens schrieb er es zu, dass eines Nachts auf seiner Birke plötzlich Orangen wuchsen.

1969 erfand Hans Hiltscher das `Zwischen-den-Zeilen-Lesegerät´, ein 17,6 cm langer und 2,8 cm breiter, schwarzer, durch chemische Abwandlung makromolekularer Naturstoff entstandener Streifen (im Volksmund `Kunststoff genannt´) Seither ist es möglich, das Wesentliche aus den Zeilenzwischen-räumen zu lesen.

1970 bekam Peps  Mühlbauer, der „Zerberus des Valentin-Musäums“, den Silbertaler. Er verbrannte den `Schnee von gestern´, der sich vor dem Eingang des Musäums türmte.

1971 gab es plötzlich in den Reihen der Valentin-Musäums-Blödsinns-Taler-Träger und Anwärter große Verwirrung. Man las in der Münchner Presse, dass  F. J. Strauß den ehrenwerten Taler zugesprochen bekam. Empörte Anrufer im Valentin-Musäum wiesen auf den Missgriff hin und verlangten eine Erklärung. Nun, was war geschehen? Die Idee unseres „Karl-Valentin-Blödsinns-Talers“ hat in den Augen des Elferrats der Faschingsgesellschaft Narrhalla´ Gefallen gefunden und wurde kurzerhand als `Karl-Valentin-Orden´ ebenfalls jeweils am 11. 11. 11 Uhr 11 an den Mann aus Kultur, Politik und Wirtschaft gebracht. Das Valentin-Musäum hat sich gedacht, bei zwei Valentin-Talern ist einer zu viel und hat sich, nachdem der `Narrhalla-Valentin-Orden´ sehr schön ist, entschlossen, die Werbung für Karl Valentin bzw. das Valentin-Musäum den anderen zu überlassen, weshalb unser „Karl Valentin-Taler für den schönsten Blödsinn“ bis 1989 nicht mehr verliehen wurde.

Doch im Laufe der Jahre kamen immer wieder Anfragen, wann wir denn wieder zum `Blödsinnstaler´ aufrufen würden, der Wettbewerb hätte allerorten so viel Spaß gemacht. Nachdem ich mich nach einem öffentlichen Organ umgehört hatte, hat sich das `Münchner Wochenblatt´ bereit erklärt, die Berichterstattung zu übernehmen.

1990  konnte nach längerer Pause erstmals wieder der `Taler für den schönsten Blödsinn des Jahres´ verliehen werden. Wir änderten den Tag der Verleihung  vom  Faschingsbeginn auf den 4. Juni, dem Geburtstag Valentins.

Einsendungen kamen nicht nur aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich, sondern auch aus der damaligen `Noch-DDR´. An die 300 Exponate trafen in den Redaktionsräumen ein und ich muss sagen, wir hatten viel Spaß, aber auch viel Arbeit, um aus der Fülle des Unsinns den unsinnigsten herauszufinden.

1990 bekam der 13jährige Hermann Sand für seine Eieruhr-Erfindung den Taler. Er meinte, wenn die Eier gleich mit einer Uhr versehen wären, gäbe es nie mehr zu harte Frühstückseier. Der damalige OB Georg Kronawitter hatte beson-deren Gefallen an diesem Gerät gefunden.

1991 überreichte Kronawitter an Lydia Pickl aus dem Fichtelgebirge den begehrten Taler. Sie erfand den `Kleiderbügel für ein trägerloses Abendkleid´. Ich glaube, der Valentin hat von seiner Wolke aus diese Frau für ihre geniale Erfindung beneidet.

1992, zum  100. Geburtstag Valentins, wurde der Taler im Löwenbräukeller im Rahmen eines großen Programms an Rudolf Gunde verliehen. `A Por Drät´ war seine Erfindung, was auf den malerischen Reichtum unserer schönen bayeri-schen Sprache hinweist.

1993 bekam Josef Strehl für seine Öffentlichkeits-Kritik `Post d´Leit-zahlen´ den Blödsinnstaler.

1994 hat Therese Altmann mit ihrem `Gebiss-Ersatz Marke Seehofer´ an der Gesundheitsreform genagt. Anhand eines `Fleischwolfs´ erspare man sich die dritten Zähne; man könnte sozusagen das Fleisch löffeln!

1995 hatte es die Jury nicht leicht, den größten Blödsinn auszuwählen. Der Taler fiel schließlich auf den Planegger Stammtisch von Anton Stadler und dem Schlosser Rudolf Linnen. Ein Schlüssel war zu verlängern um fünf Zentimeter. Als Stadler den Schlüssel wieder abholte, traute er seinen Augen nicht: Der Schlüssel war vor dem Bart verlängert.

1996 erhielt Dr. Georg Rösel aus der ehemaligen DDR für seinen „Soßen-Binder“ aus den Händen der Stadträtin Christl Purucker den Valentin-Taler.

1997 brachte Elmar Vanselow ein „Herrenloses Damenfahrrad“  ins Valentin-Musäum und  bekam dafür den Taler.

1998 erfand Wolfgang Jackel die „Telefonlose Schnur“. Weil man damit die mitfahrenden S-Bahngäste nicht stört, meinte er, und erhielt dafür die begehr-te silberne Trophäe am schwarz-gelben Band.

1999 bekam die Kunstmalerin Tita Heydecker für ihre kuriose Idee „Haare Krishna – Haare Rama!“ den Taler – ein Büschel spröder Haare in einer Rama-schachtel!

2000, dem 118. Geburtstag von Karl Valentin, erhielt Florian Wiedl  für seinen Wortwitz, plastisch dargestellt, „Gegangener Teig“ den Valentin-Taler für den schönsten Blödsinn des Jahres. Zu sehen war eine irdene Teigschüssel mit ein paar fetten Watschelabdrücken, eben  des  gegangenen Teiges.

Die hier aufgeführten Exponate sind lediglich nur die Spitze des Blödsinns-Eisbergs. Tausende von skurrilen und kuriosen eingesendeten Erfindungen  mussten die Postboten im Laufe von 33 Jahren im Valentin-Musäum und beim Münchner Wochenblatt abliefern.

Ich muss schon sagen, solang die Menschen noch so viel Freude an solcher Freizeitgestaltung haben und weder Zeit noch Mühen scheuen, ist noch nicht alle Tage Abend „des is wie bei jeda Wissenschaft, am  End stellt se raus, dass ois ganz anders war!”, um mit einem Wort des großen Wortverdrehers und Nonsens-Fabrikanten Karl Valentin  diesen Bericht zu enden.

Und hier die Chronik des Karl Valentin-Talers

1966/67   Hannes König stiftet den „Karl Valentin-Taler für den schönsten Blödsinn des Jahres

1967 Helmut Winter: „Knödelschleuder“ (Waffe gegen den „Starfighter“)

1968 Thomas Gasteigen: „Birke auf der Orangen wachsen“.

1969 Hans Hiltscher: „Zwischen-den-Zeilen-Lesegerät“ (Kunststoff mit dem man das Wesentliche aus den Zeilenzwischenräumen lesen kann).

1970 Peps Mühlbauer: „Verbrennung des Schnees von gestern“ vor dem Eingang des Musäums

1971 Die Faschingsgesellschaft Narrhalla lässt sich durch den „Karl Valentin-Taler“ zu ihrem „Valentin-Orden“ anregen und sorgt damit für Ärger. Der Vorwurf: Die Narrhalla habe die Idee der „Valentin-Taler-Verleihung für den schönsten Blödsinn“ plagiiert.

1972   Ungeachtet der Kritik beschließt die Narrhalla, ihren „Valentin Orden“ erstmals im Fasching 1973 zu verleihen.

1973   Die Faschingsgesellschaft Narrhalla verleiht ihren „Karl Valentin-Orden“ erstmals an Werner Finck. Daraufhin wird die „Valentin-Taler-Verleihung“ ausgesetzt und erst ein Jahr nach dem Tod von Hannes König (1989) im Jahre 1990 wieder aufgenommen. Dabei Änderung des Tags der Verleihung vom Faschingsbeginn auf den 4. Juni, dem Geburtstag Valentins.

1990 Hermann Sand (13 Jahre alt): „Eieruhr“ – Eier mit einer Uhr versehen

1991 Lydia Pickl: „Kleiderbügel für ein trägerloses Abendkleid“ – nur der Haken eines Kleiderbügels

1992 110. Geburtstag Valentins: Rudolf Gunde: „A Por Drät“ – in einem Rahmen sind auf der Bildfläche ein paar Drähte zu sehen

1993 Josef Strehl: „Post d´Leit-zahlen“. Auf einer Seite mit Postleitzahlen steht dieser Spruch.

1994 Therese Altmann: „Gebiss-Ersatz Marke Seehofer“ – Fleischwolf, durch denFleisch gedreht wird, wodurch man sich die dritten Zähne spart (Kritik an der Gesundheitsreform Seehofers)

1995 Planegger Stammtisch von Anton Stadler und des Schlossers Rudolf Linnen: „Verlängerter Schlüssel“ Der Schlüssel wurde vor dem Bart verlängert.

1996 Dr. Georg Rösel aus der ehem. DDR: „Soßen-Binder“

1997 Elmar Vanselow: „Herrenloses Damenfahrrad“ 

1998 Wolfgang Jackel: „Telefonlose Schnur“ – Weil man damit die mitfahren-den S-Bahngäste nicht stört.

1999 Tita Heydecker: „Haare Krishna – Haare Rama!“ Ein Büschel spröder Haare in einer Ramaschachtel!

2000 118. Geburtstag Valentins: Florian Wiedl: „Gegangener Teig“ – Eine irdene Teigschüssel mit ein paar fetten Watschelabdrücken des  gegange-nen Teiges. Weitere Ideen waren: Samenbank (Bank aus Holz mit aufgeklebten Blumensamen), Halbleiter (eine durchgesägte Leiter). Lam-penfieberthermometer (Fieberthermometer in einer Glühbirne)

2004   Gudrun Köhl tritt von der Leitung des Valentin-Musäums zurück. Die letzte Verleihung des Valentin-Blödsinnstalers erfolgte bereits 2000.

Valentinesk weitergedacht
Der Kuriositäten-Preis der Saubande

Liebe Freunde und Freundinnen von Liesl Karlstadt und Karl Valentin,

die Zukunft war auch schon mal besser als sie jetzt ist. Trotzdem oder gerade deshalb ist es höchste Zeit wieder zu entdecken was es Komisches, Lustiges, Skurriles, Absonderliches und Hintersinniges gibt. Das hätten wir gerne gezeigt:

Die Saubande sucht Kuriositäten nach Karl Valentin und Liesl Karlstadt und Ihre Ideen und/oder Ihre Fundstücke sind gefragt!

Kurios kann so einiges sein:

  • Gegenstände: gebastelt oder gefunden
  • Geschichten: erlebt, erfunden oder gehört
  • Kunst: gezeichnet, geformt oder fotografiert

Die Kuriosität sollte den Geist und den hintersinnigen Humor Karl Valentins und Liesl Karlstadts treffen und widerspiegeln.

Die Abstimmung ist abgeschlossen – Die 10 Siegerbeiträge stehen fest!

Die 10 Beiträge mit den meisten Stimmen werden bei der Matinee „Valentinesk weitergedacht – Der Kuriositäten-Preis der Saubande“ im Turmstüberl des Valentin Musäums am 24. September 2023 (Beginn 10 Uhr) präsentiert. Die Kuriositäten können durch die Einsender selbst oder aber durch die Moderation vorgestellt werden.

Nachdem alle Vorschläge präsentiert wurden, wird durch das Publikum abgestimmt und die ersten drei Gewinner ermittelt.

Den krönenden Abschluss des Vormittags bildet die Preisverleihung: Der 3. Preis erhält ein Preisgeld von 111€, der 2. Preis 222€ und der 1. Preis 333€. Zusätzlich erhält jede/r der 10 Teilnehmer*innen eine Freikarte für die große Matinee der Saubande im November 2023 im Volkstheater, bei der auch die drei erstplatzierten Kuriositäten dem großen Publikum vorgestellt werden sollen.

Bildrechte: Valentin Karlstadt Musäum

Zum 75. Todestag von Karl Valentin

Hoher Besuch im Musäum, das LKA, die Bierfahrer und eine tolle Ausstellung

Ministerpräsident Dr. Markus Söder (li) und Oberbürgermeister Dieter Reiter (re) besuchten heute das Valentin-Karlstadt-Musäum. Direktorium Sabine Rinberger führte im Rahmen einer Presseführung kurz in das Leben Valentins ein. Anschließend besuchten alle zusammen die neue Sonderausstellung “Krautwurst und Weisswickel”.

Vor 75 Jahren am 9. Februar 1948 ist Karl Valentin in Planegg gestorben. Not und Verbitterung darüber, als Künstler nicht mehr verstanden zu werden, bestimmten seine letzten Jahre. Gerne hätte Karl Valentin nach dem Krieg wieder in München gewohnt, Planegg empfand er als Ausland. Aber seine Stadtwohnung war im Krieg zerstört worden.

Dem Kunstmaler Hannes König und der Unterstützung von vielen Münchner*innen ist es zu verdanken, dass Karl Valentin posthum wieder ein zu Hause im geliebten München gefunden hat: 1959 wurde ihm im Isartor sein Musäum gewidmet. Seit 2018 ist das Valentin-Karlstadt-Musäum städtisch. Heute wie damals begeistert Karl Valentin auf der ganzen Welt und ist Vorbild und Inspirationsquelle für viele Künstler*innen und Menschen.

So auch für DesignstudentInnen der Hochschule Augsburg, die unter Leitung ihres Professors Michael Wörgötter eine wunderbare Ausstellung gestalteten: “Krautwurst und Weißwickel – Karl Valentin und Kurt Schwitters – eine DADA-Collage.”

Prof. Michael Wörgötter mit Leonie Gröner und Veronika Bruckert, zwei Studentinnen, die das Ausstellungsprojekt mitgestaltet haben und im Rahmen der Presseführung die Collagen vorgestellten. Im Allitera Verlag ist das Projekt als Buch erschieben.

Am Abend wird die Ausstellung offiziell von Bürgermeisterin Katrin Habenschaden eröffnet. Dazu wird ein eigener Blogbeitrag erscheinen.

Das Herz Münchens ist im Isartor und die Biefahrer müssen heute leider wieder abfahren

… und dann noch das LKA und die Bierfahrer… Es kommt nicht alle Tage vor, dass man morgens von zwei durchtrainierten Herren des LKA begrüßt wird, die die Tour des Ministerpräsidenten durchs Museum abklären, alle Toiletten durchsuchen, das Turmstüberl mit Wohlwollen betrachten und nach zwei Runden im Isartor Google Maps zur Hilfe rufen. Wo bin ich und wenn ja, wieviele?
Am Ende ist alles sicher – Sicherheit geht vor Seltenheit – denkt man, da kommen fünf Minuten vor dem Besuch von Freistaats- und Stadtoberhaupt die Bierfahrer der Augustiner-Brauerei und würden gerne 20 Kisten Helles in den 3. Stock des Isartors tragen… das geht halt nicht, auch wenn Oberbürgermeister Dieter Reiter gerade vorbeikommt “wenn olle a Tragerl nemma, dann samma glei’ fertig” ..