Die Ausstellungseröffnung am 9. Februar mit Bürgermeisterin Katrin Habenschaden
Nach einem Presserundgang mit männlicher Politprominenz erwarteten wir mit viel Vorfreude am Abend die offizielle Eröffnung der Ausstellung durch die Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München, Katrin Habenschaden.
Nach einführenden Worten von Museumsdirektorin Sabine Rinberger eröffnete Katrin Habenschaden die Ausstellung. Andreas Koll begleitete musikalisch mit Akkordeon und einem dadistisch zusammengestellten Instrumentensammelsurium, Texte von Valentin und Schwitters rezitierend.
Prof . Wörgötter und die Studentin Leonie Gröner beschrieben in einem Zwiegespräch noch einmal sehr anschaulich den Entstehungsprozess dieser ungewöhnlichen Ausstellung.
Ein kleiner Film mit Impressionen zum Eröffnungstag:
Hoher Besuch im Musäum, das LKA, die Bierfahrer und eine tolle Ausstellung
Vor 75 Jahren am 9. Februar 1948 ist Karl Valentin in Planegg gestorben. Not und Verbitterung darüber, als Künstler nicht mehr verstanden zu werden, bestimmten seine letzten Jahre. Gerne hätte Karl Valentin nach dem Krieg wieder in München gewohnt, Planegg empfand er als Ausland. Aber seine Stadtwohnung war im Krieg zerstört worden.
Dem Kunstmaler Hannes König und der Unterstützung von vielen Münchner*innen ist es zu verdanken, dass Karl Valentin posthum wieder ein zu Hause im geliebten München gefunden hat: 1959 wurde ihm im Isartor sein Musäum gewidmet. Seit 2018 ist das Valentin-Karlstadt-Musäum städtisch. Heute wie damals begeistert Karl Valentin auf der ganzen Welt und ist Vorbild und Inspirationsquelle für viele Künstler*innen und Menschen.
So auch für DesignstudentInnen der Hochschule Augsburg, die unter Leitung ihres Professors Michael Wörgötter eine wunderbare Ausstellung gestalteten: „Krautwurst und Weißwickel – Karl Valentin und Kurt Schwitters – eine DADA-Collage.“
Am Abend wird die Ausstellung offiziell von Bürgermeisterin Katrin Habenschaden eröffnet. Dazu wird ein eigener Blogbeitrag erscheinen.
Das Herz Münchens ist im Isartor und die Biefahrer müssen heute leider wieder abfahren
… und dann noch das LKA und die Bierfahrer… Es kommt nicht alle Tage vor, dass man morgens von zwei durchtrainierten Herren des LKA begrüßt wird, die die Tour des Ministerpräsidenten durchs Museum abklären, alle Toiletten durchsuchen, das Turmstüberl mit Wohlwollen betrachten und nach zwei Runden im Isartor Google Maps zur Hilfe rufen. Wo bin ich und wenn ja, wieviele? Am Ende ist alles sicher – Sicherheit geht vor Seltenheit – denkt man, da kommen fünf Minuten vor dem Besuch von Freistaats- und Stadtoberhaupt die Bierfahrer der Augustiner-Brauerei und würden gerne 20 Kisten Helles in den 3. Stock des Isartors tragen… das geht halt nicht, auch wenn Oberbürgermeister Dieter Reiter gerade vorbeikommt „wenn olle a Tragerl nemma, dann samma glei‘ fertig“ ..
Am Montag, den 17.10. 22 fand in Kempten eine außergewöhnliche Theateraufführung des Ensembels „Die Minderbemittelten“ anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit des Bezirkskrankenhauses Kempten statt.
Inspiriert von dem von Sabine Rinberger und Andreas Koll verfassten Buch „Liesl Karlstadt. Schwere Jahre 1935 – 45“ verfasst der Dipl. Psychologe Michael Binzer ein fiktives Anamnäse – Gespäch zwischen Liesl Karlstadt und ihrem Psycholgen. Binzer lässt diese Gespräch Ende der 50er Jahre stattfinden. Liesl Karlstadt, die zusammen mit ihrem Bühnenpartner Karl Valentin das mit bekannteste Komikerduo der deutschen Vorkriegszeit bildete, spricht darin über die Umstände ihrer depressiven Phasen, die einen Suizidversuch und mehrere Aufenthalte in der Universitätspsychiatrie München zur Folge hatten.
v.l.n.r. Michael Binzer (Psychologe und Autor des Stücks), Sabine Rinberger (Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums und Mitautorin des Buches „Liesl Karlstadt: Schwere Jahre), Cordula Weber (Schauspielerin, Darstellerin der Liesl Karlstadt) und Prof. Dr. Markus Jäger (Ärztlicher Direktor des BKH Kempten) Dipl.Psychologe Michael Binzer und Cordula Maria Weber als Liesl Karlstadt Ein intensives wie bewegendes Theaterstück Cordula Maria Weber spielt Liesl Karlstadt in ihrer ganzen Robustheit aber auch Zerbrechlichkeit. Bewegend.
Michael Binzer spielt den Psychologen selbst, Liesl Karlstadt wird zerbrechlich-robust dargestellt von Cordula Weber, einer Schauspielerin mit einer selbst angeschlagenen seelischen Gesundheit – beeindruckend wie berührend.
Sabine Rinberger, Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums begleitete dieses Projekt als wissenschaftliche Beraterin und war auch bei der Premiere unter den begeisterten Zuschauer*innen.
Hier schreibt Monika Rohlmann für das Evangelische Sonntagsblatt.
Die neue Sonderausstellung im Valentin-Karlstadt-Musäum 14. Juli – 15. November 2022
Christian Boltanski zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern. Das Valentin-Karlstadt-Musäum ist ihm zu großem Dank verpflichtet. Aus Verehrung für Karl Valentin, vermachte er sein Frühwerk aus der Mitte der 70er Jahre 1993 dem Museum. Zuvor zeigte er es hier in einer Sonderausstellung. Boltanski fühlt sich in seinem Schaffen Karl Valentin sehr verbunden. Mit ihm überdachte er sein Werk neu und übernahm die Idee des Clowns. Diese Schenkung, die das komische Frühwerk Boltanskis umfasst, besteht aus etwa 180 Objekten, Fotos hinter Glas, Plakaten, Requisiten, gemalten Bühnenbildern, Schallplatten und wurde in seiner Gesamtheit so noch nicht gezeigt.
Christian Boltanski: Tode zum Lachen - Das Erhängen
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„Nur in einem kurzen Moment war Christians Boltanskis Kunst komisch. Doch sein Humor, ohne Ironie, kein spöttischer, sondern ein markerschütternder, herzzerreißender, war ein wichtiger Bestandteil seines Lebens, seiner Kunst und seiner Kunst zu leben“
Museumsdirektorin Sabine Rinberger in ihrem Aufsatz zum Austellungskatalog.
Mit großzügiger Unterstützung der Saubande entstand der wunderbare Katalog zur Ausstellung.
Die Vergänglichkeit, die Erinnerung und deren Verfälschung waren Christian Boltanskis große Themen. Sein Werk ist geprägt von der Erfahrung des Holocausts. Der Vater, ein anerkannter Arzt mit ukrainisch-jüdischen Wurzeln, musste sich fast zwei Jahre lang in einem winzigen Verließ vor den Nationalsozialisten im Pariser Familienhaus verstecken. Nur so entging er der Verfolgung und der drohenden Ermordung. In den Tagen der Befreiung von der Deutschen Besatzung wurde Christian Boltanski am 6. September 1944 geboren, als dritter Sohn. Er erhielt den zweiten Vornamen „Liberté“. Das traumatische Erlebnis der Bedrohung bestimmt das Familienleben. Man verlässt sich nicht mehr, lebt, reist, isst und schläft in einem Raum zusammen, selbst noch im erwachsenen Alter. Die Angst ist ein ständiger Begleiter. Boltanski verweigert die Schule und findet sich in der Kunst.
Puppe „Petit Christian“, das Alter Ego Christian Boltanskis
Eines der zentralen Exponate der Ausstellung ist die Puppe „Petit Christian“. Christian Boltanski übernahm von Karl Valentin die Idee des Clowns und dachte auch daran, die Figur eines Bauchredners zu verwenden. Er wollte seine Person verdoppeln, zwei Rollen spielen, indem er sich als Erwachsener und mit Hilfe der Puppe als „Petit Christian“, als kleiner Junge szenisch darstellte. So entstanden Fotographien und kleine Filme mit ihm und der Puppe als Alter Ego. Im schäbigen Anzug erzählte er in Begleitung seiner Puppe die eigene Kindheit, ein Kindheit, die so gewesen sein könnte, aber in dieser Form Fiktion war. Diese gefälschte Kindheit kann in der Banalität der dargestellten Szenarien Jedermanns Kindheit, Jedermanns Biografie sein. Die Ausstellung ist also eine Entdeckung vieler möglicher Leben.
Im Buch „Die möglichen Leben des Christian Boltanski“ von Christian Boltanski und Catherine Grenier beschrieb er selbst diese Periode wie folgt: „Dieser Clown hatte drei oder vier Auftritte, und danach bekam er sein Museum wie Karl Valentin in München.“
Blick in die Ausstellung
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Alle Bilder (c) Valentin-Karlstadt-Musäum mit Ausnahme von Sabine Rinberger in der Ausstellung, hier (c) Milen Till