…gab’s ein Standkonzert mit der neu gegründeten Musäumskapelle und die Beflaggung des Isartors
Vor 140 Jahren, am 4. Juni 1882, wurde Karl Valentin geboren. Aus diesem Anlass spielten wir im Innenhof des Isartors ein kleines Standkonzert. Gleichzeitig beflaggen wir aus Solidarität mit den Bürgerinnen und Bürger der Ukraine das Isartor und bringen unsere Fassungslosigkeit mit Valentins Worten zum Ausdruck:
“..wenn’s einem die Friedenspalme aus der Prazn schiass’n…”
Von 2. Juni bis 16. Juli 2022 schmückt die Ausstellung von Peter Syr nach MünchenundZittaujetzt den Waginger Kurpark.
2018 schuf Peter Syr eine interessante und vergnügliche Ausstellung, auf großformatigen Schautafeln für den öffentlichen Raum für das ‘Valentin-Karlstadt-Musäum’ in München. Nach dem Stadtplatz von Zittau (der Heimatstadt von Valentins Mutter) im Sommer 2021 ist sie jetzt im Kurpark von Waging zu sehen. Der Eintritt ist kostenlos.
Karl Valentin war nicht nur ein genialer Komiker, Satiriker, Volkssänger und Philosoph. Er war auch ein großer Filmpionier. Er erfand den komischen Film, bereits 1911, noch vor Charly Chaplin, Buster Keaton und all den anderen. Er beeinflusste die Arbeit von Bert Brecht nachhaltig, zusammen drehten sie ‘Mysterien eines Frisiersalons’. Valentin arbeitete mit großen Regisseuren wie Erich Engel und Max Ophüls zusammen. Die Nazis verboten Filme von ihm ‘wegen Elendstendenzen’ oder ‘totalem Unsinn’.
Die Ausstellung basiert auf dem gleichnamigen Buch ‘Karl Valentins Filme’ , das Michael Schulte und Peter Syr 1978 zu allen 29 Filmen und einigen Fragmenten veröffentlicht haben. Es kann heute als Standardwerk bezeichnet werden.
alle Bilder (c) Richard Scheuerecker und weitere Impressionen auf:
Neue Hofausstellung am Isartor bis 10. November 2022
Karl Valentin, der einzig wahre Olympionike. Warum? Weil er dabei war. Oder?
Im Zeitalter der alternativen Wahrheiten, in dem Meinung mehr zählt als Erkenntnis, lässt sich Vieles, so auch die Frage, ob Karl Valentin 1972 an den Olympischen Spielen in München teilgenommen hat, nicht mehr eindeutig beantworten. Etliche behaupten eisern, er wäre bereits verstorben gewesen. Andere versichern glaubhaft, sie hätten ihn, eine Leberkässemmel essend, auf der Besuchertribüne gesehen. Wieder andere bestehen darauf, er sei Sieger des olympischen Radrennens geworden. Und machen sagen, er alleine hätte, als Begleiter von Hans-Joachim-Vogel, das Olympische Komitee überzeugt, die Spiele nicht nach Bielefeld, sondern nach München zu vergeben.
Die Ausstellung Karl Valentin: Olympia von Andreas Koll geht diesen Behauptungen nach, auf verschiedensten Spuren mit unterschiedlichen Wahrheitsanteilen und viel Augenzwinkern. Daneben wird erörtert, wie es zu den Olympischen Spielen 1972 in München kam, welche Folgen für die Stadtgesellschaft damit verbunden waren, aber auch was es mit der „Weltstadt mit Herz“ auf sich hat und ob Karl Valentin dies alles möglicherweise maßgeblich beeinflusst hat. Selbst eine Neubewertung der ersten Mondlandung ist nicht mehr ausgeschlossen.
Die Galerie zeigt Impressionen und Gedankenspiele der Ausstellung.
Valentin als Karre im Stadion
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Karl Valentin: Olympia ist eine Ausstellung des Valentin-Karlstadt-Musäums und kostenfrei, täglich 24 Stunden lang, im Innenhof des Isartors zu besichtigen.
Ein Nachruf von Sabine Rinberger, Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums
Sterben wollte er schon lange, der Herbert Achternbusch und hat sich dazu daheim in der Burgstraße schon vor fast zehn Jahren hingelegt. So hat man ihn nicht mehr gesehen im Weißen Bräuhaus, wo er Stammgast war, nicht mehr im Tal und drumherum. 2002 schrieb er begleitend zu seinem Valentintext für die Trikont-Gesamtausgabe Ton Karl Valentin auf eine Postkarte an den Herausgeber Andreas Koll dazu: „schönen Dank, denn Schönes gibt es kaum noch“. Hoffentlich hat er es jetzt mit Karl Valentin gehalten, der beim Sterben gesagt haben soll: „Da hab‘ ich mein Leben lang Angst vor dem Sterben gehabt, und jetzt das!“, wahrscheinlich ist es aber ein Sigi Sommer Zitat, das dieser für Valentin so gut fand. Achternbusch wird oft mit Karl Valentin verglichen, er selbst verwehrte sich aber gegen den dauernden Vergleich: „schließlich ist es die Dummheit der Kritik und nicht die unsere, wenn sie weiterhin auf ihrem ledernen Valentinvergleich herumkaut“ schreibt er postalisch an Peter Syr und wollte sich auch vor jeder „Nachäfferei“ hüten.
Achternbusch ist erstmal, wie Valentin, er selbst. Gemeinsam ist beiden die Universalität, das Vielfältige, das Subversive und die Gabe, alles mit klarem Instinkt aus sich selbst zu schöpfen. Der eine wie der andere passt in keine Schublade, die man für ihn sucht oder zimmert, vielmehr sprengt er jeden Rahmen.
Und doch fallen mir auf Anhieb so viele Bezüge ein; schon allein zum Filmtitel „Heilt Hitler“ das Valentin-Zitat „Der Hitler hat Glück g’habt , dass er net Kräuter g’hoassn hat, sonst hätt’n ma schrein müassn: ‘Heil Kräuter’.“ Achternbusch war Dichter, Philosoph, bildender Künstler und zunächst Filmemacher. Es bleiben vor allem diese eigenartigen wie einzigartigen Filme „Bierkampf“, „Das Gespenst“, „Das letzte Loch“….. Und so lebt Achternbusch, wie es Karl Valentin einst feststellte: „Es gibt also in unserer Gegenwart zwei Weiterleben nach dem Tode: Eines im Jenseits, und eines im — Kino“.