Schlagwort: Karl Valentin

Ihr großes Herz hat einfach versagt

Die große Maria Peschek ist am 8. Juni 2023 unerwartet verstorben

Matinee

Ein Nachruf von Sabine Rinberger

Die Maria, das kann doch nicht sein. Ihr großes Herz hat plötzlich versagt. Für uns und mich war Maria eine der Größten. Seit vielen Jahren ist sie im und mit dem Valentin-Karlstadt-Musäum und dem Valentin-Karlstadt-Förderverein „Saubande“ engagiert verbunden. Sie trat seit 2005 immer wieder im und für das Valentin-Karlstadt-Musäum auf. Nie ließ sie sich lange bitten, egal ob ich sie um einen Aufsatz für den Musemskatalog „An jedem Eck a Gaudi“ fragte oder ob sie Gründungmitglied des 2012 entstandenen Fördervereins für Karl Valentin und Liesl Karlstadt werden wolle. Maria lieferte immer prompt und war dabei. Im Katalog schrieb sie über Liesl Karlstadt, die sie für die größte Männerdarstellerin hielt. Ein Genre das Maria Peschek auch suchte und beherrschte, zum Beispiel in der Rolle des Machotypen Mike.

Matinée der Saubande

Sie hatte die Idee, den Förderverein – das fand sie langweilig – „Saubande“ zu nennen, nach dem verzweifelten Ausruf von Karl Valentin im Buchbinder Wanninger „Saubande dreckate!“. Sie war nicht nur Gründungsmitglied auf dem Blatt, sondern versäumte auch so gut wie keine Vorstandsitzung, bereicherte die Vereinsarbeit immer mit guten Ideen. Sowieso stand sie bei jeder der legendären „Saubanden-Matineen“ im Münchner Volkstheater auf der Bühne, unentgeltlich versteht sich. Ebenso fehlte sie bei keinem Sommerfest des Valentin-Karlstadt-Musäums im Innenhof des Isartors. So auch im letzten Jahr nicht, wo sie völlig ohne Stimme ankam, was sie nicht davon abhielt, für uns auf die Bühne zu gehen. Und wie sie es auch immer schaffte, dort gelang es ihr, die letzten Kräfte zu mobilisieren, sie ließ sich nichts anmerken und hatte wie immer das Publikum im Handumdrehen erobert. Darauf verbrachte sie eine Woche im Krankenhaus. Sie war eine großartige, vielfältige Künstlerin, Kabarettistin, Schauspielerin und Bühnenautorin. Längst hatte sie die Schürze ihrer Bühnenfigur Paula Pirschl abgelegt und wurde immer mehr auf den Brettern zur Maria Peschek. Als solche konnte sie unvergleichliche Geschichten erzählen, die so aus dem Leben gegriffen waren, beobachtend und erkennend, dass sie das Publikum sofort zutiefst berührten, obwohl sie zugleich unglaublich unterhaltsam waren. Unvergleichlich, wenn sie den Luis Trenker gab, in einem unverständlichen nur angedeuteten Südtirolerisch. Spätestens da lagen alle schon unter den aufgestellten Bierbänken vor Lachen und zwar, egal ob jung oder alt, weiblich oder männlich oder überhaupt.

Sommerfest am Isartor

Maria Peschek hatte eine große Beobachtungsgabe und Liebe für die Menschen, vor allem auch für jene, die am Rande der Gesellschaft standen, die anders waren, für Kinderseelen, die sie selbst noch immer in sich fühlte, damit konnte sie so berühren. Sie schaute genau hin, hörte genau. Sie nahm sich aber kein Blatt vor den Mund. Ein großes Anliegen war es ihr, Frauen in ihren Rechten und Kolleginnen zu stärken, immer in großer Solidarität, nie in Konkurrenz. Selbst durfte ich mehrmals mit ihr in der Jury für den Dieter-Hildebrandt-Preis sitzen, es war immer sehr spannend ihre Vorschläge zu hören, sich mit ihr auszutauschen, unaufgeregt und uneitel, immer im Interesse, die gute Lösung zu finden.

Matinée der Saubande

Für menschliche Schwächen hatte sie ein Faible und so brachte sie gemeinsam mit ihrem Mann und Bühnenpartner Helmut Dauner im Dialog Szenen einer langen Ehe auf die Bühne. Hier mochte sich so mancher, so manche, wiederfinden, immer mit einem Augenzwinkern aber schon auch mit einem gewissen Ernst und einer Nachdenklichkeit. Am Ende siegte immer die Liebe.

Maria Peschek war von einer erstaunlichen Unerschütterlichkeit und Tapferkeit. Mit 22 erhielt die hübsche aufstrebende Studentin der Otto Falckenberg-Schule die Diagnose eines autoaggressiven Rheumas. Ohne jedes Aufhebens ging sie mit der Krankheit um, ließ sich von nichts abhalten und machte immer das Beste daraus.

Einmal wurde ein Interview für den Bayerischen Rundfunk mit Mitgliedern der Saubande oben im Turmstüberl aufgezeichnet. Maria Peschek kam dazu. Erst beim Hinuntergehen der 79 Stufen bemerkte ich, dass sie kaum gehen konnte. Einer der vielen Knochenbrüche war gerade wieder am heilen. Wahrlich auf dem Hintern ist sie Stufe für Stufe hinunter gehockt. Mir tat das sehr leid und ich meinte, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich einen anderen Ort gesucht. Sie darauf nur: „das geht schon, ich komm schon runter“. Dafür konnte man sie nur bewundern.

In allem was sie tat, strahlte sich eine große innere Unabhängigkeit aus, auch wenn sie immer von einer ungeheuren Nervosität vor den Auftritten geplagt war. Als Kind, erzählte sie einmal, wollte sie immer brav sein, aber sie habe nicht gewusst, wie das geht. Auch dafür hatte sie die Sympathien so vieler Menschen, auch dafür werden wir sie so vermissen und uns glücklich schätzen, ihr im Leben begegnet zu sein.

Sommerfest am Isartor

Am 13. Juli 2023, am ersten Tag unseres Sommerfestes wird sie fehlen. Ihr Auftritt war schon fest eingeplant. Wir hätten gerne schon auf ihren baldigen 70. Geburtstag am 12. August angestoßen.

Sabine Rinberger, das Valentin-Karlstadt-Musäum und die „Saubande“, Valentin-Karlstadt-Förderverein.

Das Geburtshaus von Karl Valentin

in der Zeppelinstraße 41 in München-Au

Ein Beitrag des Autors, Stadtführers und Mitglieds der Saubande Rudi Hartbrunner

In dem am 15. März 1947 von Bayerischen Rundfunk ausgestrahlten Stück „Das Interview“ behauptete Karl Valentin, dass er „in der Sonnenstraße, im Postscheckamt!“ zur Welt gekommen sei. Er begründete dies damit, dass „das Postscheckamt 1882 das Gebärhaus war, in welchem ständig geboren wurde. Da hat schon der selige Papa Geis immer drüber gesungen: ‚In der Sonnenstraß’ da steht a rots Haus. Alloa gengas eine und zu zwoat gengas raus!‘“ Aber, „Das Interview“ war nicht wirklich ein Interview und die Auskünfte Karl Valentins über sein Leben und Treiben waren – vorsichtig gesagt – autobiographisch einfach nicht ganz korrekt.

Das Haus in der Entenbachstr. 63 (heute:Zeppelinstr. 41); Gemälde von Valentin Ludwig Fey, 1896
(C) Valenin-Karlstadt-Musäum

Vielmehr war das Haus in der heutigen Zeppelinstraße 41 sein Geburtsort. Das geht aus seiner im Valentin-Karlstadt-Musäum befindlichen Geburtsurkunde eindeutig hervor. 1851 war der Baubeginn des zunächst aus vier Fensterachsen und drei Stockwerke bestehenden Karl-Valentin-Geburtshauses.

Das Elternhaus, erbaut im Jahr 1851. (c) Valentin-Karlstadt-Musäum

Es wurde 1874 um drei weitere Fensterachsen erweitert und war damit ein stattliches Wohn- und Geschäftshaus in der am 1. Oktober 1854 eingemeindeten Vorstadt Au. Der als Valentin Ludwig Fey geborene Knabe verbrachte hier seine Kind- und Jugendzeit. Mit dem Tod seines Vaters am 8. Oktober 1902 musste der zum Komiker heranwachsende Karl Valentin das Speditionsunternehmen weiterführen. Der in Geschäftsdingen nicht immer glücklich agierende Valentin fuhr das Unternehmen innerhalb von vier Jahren voll an die Wand, sodass nicht nur die Firma, sondern gleich das ganze Anwesen verkauft werden musste. Den Namen der 1847 gegründeten Speditionsfirma übernahm der aus der damals zu Bayern gehörenden Rheinpfalz Jean Hopp, der durch den Kauf als lange eingeführte Firma erscheinen wollte. Das Speditionsunternehmen erwarb Adolf Weiß. Nach dem Abzug aller ausstehenden Forderungen und Hypotheken, die noch der verstorbene Vater „infolge schlechten Geschäftsganges“ aufgenommen hatte, verblieben Karl Valentin und seiner Mutter noch etwa 6.000 Mark. Nun war alles verloren, sodass sich Karl Valentin und seine Mutter am 15. November 1906 in München abmeldeten und nach Zittau (Heimatstadt von Valentins Mutter Maria Johanna Fey) zogen. Damit endete die Beziehung des später weltberühmten Humoristen zu seinem Geburtshaus in der Münchner Vorstadt Au.

Der Autobauer Ludwig Weinberger jun. und der Bugatti Royale Typ 41

Das Anwesen in der Zeppelinstraße 41 ging im Jahr 1910 in das Eigentum von Ludwig Weinberger senior über. Der neue Bewohner ließ die Rückgebäude der ehemaligen Spedition Falk & Fey umgehend abreißen, um dort neue Werkstätten einzubauen. Außerdem beauftragte der Wagenbauer im Jahr 1914 im Vordergebäude des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 einen Ausstellungsraum. Dort befindet sich heute die Unterkunft der Freund*innen der Vorstadt Au.
Der Sohn des Karosseriebauers, Ludwig Weinberger junior, trat 1931 in das Unternehmen ein, übernahm eine BMW-Vertretung und baute bis zum Zweiten Weltkrieg dort etwa 300 Karosserien. 1932 machte er das Unternehmen in der internationalen Autowelt über Nacht berühmt.

Der von Ludwig Weinberger jun. entworfene Bugatti Royale; Bild: Deutsches Museum

Auftraggeber war der Nürnberger Modearzt Dr. Joseph Fuchs, der sein Bugatti Royale-Fahrgestell in der kleinen Werkstatt in der Au mit einer imposanten schwarz-gelben Cabriolet-Karosserie versehen ließ. Drei Monate dauerte die Herstellung der Karosserie, die etwa 7.000 RM kostete. Das Fahrgestell war rund 75.000 RM teuer. Den „Bugatti Royale“ verehren Liebhaber noch heute als „das schönste Auto der Welt“. Das Auto war sechs Meter lang, schluckte fünfzig Liter Benzin auf einhundert Kilometern und sein Preis entsprach dem Wert von mehr als acht Einfamilienhäusern. Als Dr. Joseph Fuchs nach der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1934 – aufgrund seiner jüdischen Abstammung – ins Ausland emigrieren musste, nahm er seinen Bugatti Royale Typ 41 natürlich mit ins Exil, das ihn über die Schweiz nach Shanghai und von dort über Kanada bis nach New York führte. Im Jahr 1943 erwarb der General-Motors-Ingenieur Charles Chayne den Bugatti Royale und ließ das Luxus-Gefährt in den Jahren 1946/47 restaurieren. Dabei wurden zahlreiche Änderungen und Eingriffe vorgenommen. Im Jahr 1958 schenkte Chayne den restaurierten Bugatti Royale dem Henry Ford Museum in Dearborn, wo er noch bis heute eine der größten Attraktionen darstellt und bewundert werden kann. Insgesamt wurden nur sieben dieser Luxusgefährte gebaut und sechs davon verkauft. Alle sechs Bugatti Royale existieren noch heute und präsentieren den Mythos der Marke Bugatti in verschiedenen Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt. Eines dieser Autos erzielte im Jahr 1987 die Rekordsumme von gut 16 Millionen Mark.

1954: Gedenktafel für Karl Valentin

Am Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 wurde am 1. Oktober 1954 eine Gedenktafel für den großen Komiker angebracht und von seiner langjährigen Partnerin Liesl Karlstadt eingeweiht.
Anwesend war auch Schorsch Blädel und viele Fahnenabordnungen. Die Tafel war eine Stiftung der Freunde des Nationaltheaters unter Federführung der Süddeutschen Zeitung. Der äußere Anlass war die 100-jährige Eingemeindung der Vorstädte Au, Haidhausen und Giesing nach München. 

Rudolph Moshammers Idee von der “längsten Theke der Welt!

Um das Valentin-Haus blieb es ruhig, bis es die Eigentümer im Jahr 1987 abreißen und durch einen Neubau ersetzen lassen wollten. Widerstand kam hoch, ein Sanierungsgutachten wurde gefordert. Dieses erstellte die Münchner Gesellschaft für Stadtsanierung – MGS und kam zum Ergebnis, dass die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes 6 Millionen DMark kosten und ein Abbruch und anschließender Neubau mit 5 Millionen DMark zu Buche schlagen würde. Unter den gegebenen Umständen verzichteten sowohl die MGS, als auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG auf die Übernahme, weshalb am 7. Juni 1993 beim Planungsreferat um eine Abbruchgenehmigung für das Gebäude ersucht wurde.
Das wiederum veranlasste am 30. Juni 1993 den Diplom-Ingenieur Klaus Schmidt, die Konditionen für einen möglichen Erwerb des inzwischen sehr heruntergekommenen Hauses an der Zeppelinstraße 41 zu erfahren. Unterstützung erhielt er dabei vom Heimatpfleger, der den Erhalt des Gebäudes forderte. Ein weiterer Interessent für das Haus war Dr. Gunter Fette, der Verwalter des Karl-Valentin-Nachlasses, der aus verständlichen Gründen ein Interesse am Erhalt des Gebäudes zeigte. Unabhängig davon beschloss der Stadtrat in seiner Sitzung vom 21. Juli 1994 – mit schwarz-grüner Mehrheit – den Verkauf des Karl-Valentin-Geburtshauses an den Münchner Modezaren aus der Maximilianstraße, Rudolph Moshammer. Dieser wollte im Valentin-Haus die „längste Theke Münchens“ einrichten. Eine Gaststätte im Vorderhaus mit etwas Wohnraum darüber, ein weiteres Lokal im Bistro-Stil samt Terrasse, ein Kino oder ein Theaterraum im Rückgebäude. Später kam noch der Plan einer Schule für männliche Mannequins hinzu. Durch den Widerstand des Bezirksausschusses Au-Haidhausen und aus mehreren Bürgerversammlungen ließen Rudolph Moshammer am 1. Februar 1996 von seinem Vertrag zurücktreten. Er konnte – trotz mehrerer Aufforderungen – nie einen konkreten, greifbaren Plan vorlegen. Völlig frustriert und regelrecht verbittert sowie unter einem Wust von Vorwürfen gegenüber der Landeshauptstadt München bezeichnete er den Bezirksausschuss-Vorsitzenden Hermann Wilhelm als „Vereinsmeier ohne Durchblick“. Er selbst empfand sich als ein „Opfer von Zauderern im Planungsreferat“.

Klaus Schmidt – “Der Retter des Valentin-Hauses”

Karl Valentins Geburtshaus im April 1977

Inzwischen hatte der Diplom-Ingenieur Klaus Schmidt, der im September 1995 seine Bewerbung eingereicht hatte, sein Kaufangebot von damals 800.000 DMark auf die „valentineske Summe“ von 888.888,88 DMark erhöht. Die letzten Hürden für das Projekt Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 konnten in einem Gespräch zwischen dem Dipl.-Ing. Klaus Schmidt, Oberbürgermeister Christian Ude und der Stadtspitze entfernt werden. Doch um den 1. September 1996 wären die Verkaufsverhandlungen für das Projekt beinahe doch noch gescheitert. Schließlich konnte man sich in letzter Sekunde einigen. Zeit war es geworden. Das Gebäude war schon 20 Zentimeter in den sandigen Kiesboden eingesackt, und Risse durchzogen die Wände. Damit das Haus nicht auseinander fällt, mussten von außen Quer- und Stützbalken angebracht werden.

Die Reste der Wekstattgebäude im Hof der Zeppelinstr. 41, aus denen die Stadtwohnungen entstanden sind.


Endlich konnte Klaus Schmidt am 18. September 1996 das Valentin-Haus an der Zeppelinstraße tatsächlich um die zu Karl Valentin passende Summe von 888.888,88 DMark kaufen, um die 890 Quadratmeter anschließend zu sanieren und in neue Wohnungen umzuwandeln. Schmidt setzte auf eine stadtteilbezogene Nutzung des Valentin-Hauses, das vollständig saniert und ausgebaut werden sollte. Einer der ersten Mieter war der Verein der „Freunde der Vorstadt Au“, fünf weitere Wohnungen wurden vermietet.

Im Hof waren vier Stadthäuser und ein modernes, verglastes turmartiges Architekturbüro geplant. Insgesamt dauerten die Bauarbeiten bis etwa zum 15. Dezember 1998. Dann waren sie abgeschlossen. Die Baumaßnahme hatte bis zu diesem Zeitpunkt rund 7 Millionen DMark verschlungen.

Das in den Jahren 1997/98 sanierte und neu renovierte Valentin-Haus in der Zeppelinstr. 41 (Aufnahme: Okt 1999)

Aus einem Schandfleck und dem hässlichen Entlein in der Au war ein wunderschöner Schwan geworden.

Rudolf Hartbrunner 29. April 2023

Die Geschichte des Karl Valentin Blödsinnstalers – Inspiration für den Kuriositäten-Preis der Saubande

Der „Karl Valentin-Taler für den schönsten Blödsinn des Jahres“ – „Ernst ist das Leben – heiter kunnt’s sei!”

Ein Bericht von Gudrun Köhl 2004

Hannes König, erster Valentin-Musäums-Leiter, und
Erfinder des „Blödsinnstalers“ und Gudrun Köhl seine Nachfolgerin

„Ernst ist das Leben – heiter kunnt’s sei!” Diese Weisheit ziert den Silbertaler, den das Valentin-Musäum alljährlich seit 1966 für den `Schönsten Blödsinn´ des Jahres verleiht. Hannes König, Münchner Kunstmaler und Erfinder des Valentin-Musäums, bekam 1966 den `Schwabinger Kulturpreis´. Einen Teil des Preisgeldes erhielt das `Münchner  Kindlheim´ und mit der zweiten Hälfte schuf er den „Valentin-Taler für den schönsten Blödsinn des Jahres“.

Vorder- und Rückseite des Valentin-Talers “Ernst ist das Leben, heiter kunnts sei” für den “schönsten Blödsinn des Jahres”

Aufgerufen wurde erstmals 1967 in der tz unter Chefredakteur Karl Wanninger, im Sinne Karl Valentins kuriose Maschinen, Werkzeuge oder ähnlichen dreidimensionalen Schwachsinn zu erfinden und an das Valentin-Musäum zu schicken. Eine Jury, zusammengestellt mit sieben Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, suchte dann aus ca. 300 Einsendungen den Preisträger aus. Sie dürfen glauben, dass neben der Gaudi auch allerhand Fantasie gefordert war, den Verstand in die Schräglage zu bringen, um der Sache gerecht zu werden.

1967, am 11. 11. um 11 Uhr 11, wurde erstmals dieser begehrte Taler am schwarz gelben Band verliehen. Sieger des Wettbewerbs war Helmut Winter mit der Erfindung einer `Knödelschleuder´. Ganz Deutschland war erzürnt über die rücksichtslosen Übungsflüge der neuen Kampfflieger `Starfighter´. Winter gab seinem Zorn Ausdruck, indem er mit  einer Armbrustkonstruktion und SemmelNknödeln auf diese über München im Tiefflug donnernden Luftungetüme zielte. Sein Engagement ging durch  die Weltpresse.

Dann ging es Schlag auf Schlag:

1968 – Thomas Gasteigen, Schreiner – der Nähe des Botanischen Gartens schrieb er es zu, dass eines Nachts auf seiner Birke plötzlich Orangen wuchsen.

1969 erfand Hans Hiltscher das `Zwischen-den-Zeilen-Lesegerät´, ein 17,6 cm langer und 2,8 cm breiter, schwarzer, durch chemische Abwandlung makromolekularer Naturstoff entstandener Streifen (im Volksmund `Kunststoff genannt´) Seither ist es möglich, das Wesentliche aus den Zeilenzwischen-räumen zu lesen.

1970 bekam Peps  Mühlbauer, der „Zerberus des Valentin-Musäums“, den Silbertaler. Er verbrannte den `Schnee von gestern´, der sich vor dem Eingang des Musäums türmte.

1971 gab es plötzlich in den Reihen der Valentin-Musäums-Blödsinns-Taler-Träger und Anwärter große Verwirrung. Man las in der Münchner Presse, dass  F. J. Strauß den ehrenwerten Taler zugesprochen bekam. Empörte Anrufer im Valentin-Musäum wiesen auf den Missgriff hin und verlangten eine Erklärung. Nun, was war geschehen? Die Idee unseres „Karl-Valentin-Blödsinns-Talers“ hat in den Augen des Elferrats der Faschingsgesellschaft Narrhalla´ Gefallen gefunden und wurde kurzerhand als `Karl-Valentin-Orden´ ebenfalls jeweils am 11. 11. 11 Uhr 11 an den Mann aus Kultur, Politik und Wirtschaft gebracht. Das Valentin-Musäum hat sich gedacht, bei zwei Valentin-Talern ist einer zu viel und hat sich, nachdem der `Narrhalla-Valentin-Orden´ sehr schön ist, entschlossen, die Werbung für Karl Valentin bzw. das Valentin-Musäum den anderen zu überlassen, weshalb unser „Karl Valentin-Taler für den schönsten Blödsinn“ bis 1989 nicht mehr verliehen wurde.

Doch im Laufe der Jahre kamen immer wieder Anfragen, wann wir denn wieder zum `Blödsinnstaler´ aufrufen würden, der Wettbewerb hätte allerorten so viel Spaß gemacht. Nachdem ich mich nach einem öffentlichen Organ umgehört hatte, hat sich das `Münchner Wochenblatt´ bereit erklärt, die Berichterstattung zu übernehmen.

1990  konnte nach längerer Pause erstmals wieder der `Taler für den schönsten Blödsinn des Jahres´ verliehen werden. Wir änderten den Tag der Verleihung  vom  Faschingsbeginn auf den 4. Juni, dem Geburtstag Valentins.

Einsendungen kamen nicht nur aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich, sondern auch aus der damaligen `Noch-DDR´. An die 300 Exponate trafen in den Redaktionsräumen ein und ich muss sagen, wir hatten viel Spaß, aber auch viel Arbeit, um aus der Fülle des Unsinns den unsinnigsten herauszufinden.

1990 bekam der 13jährige Hermann Sand für seine Eieruhr-Erfindung den Taler. Er meinte, wenn die Eier gleich mit einer Uhr versehen wären, gäbe es nie mehr zu harte Frühstückseier. Der damalige OB Georg Kronawitter hatte beson-deren Gefallen an diesem Gerät gefunden.

1991 überreichte Kronawitter an Lydia Pickl aus dem Fichtelgebirge den begehrten Taler. Sie erfand den `Kleiderbügel für ein trägerloses Abendkleid´. Ich glaube, der Valentin hat von seiner Wolke aus diese Frau für ihre geniale Erfindung beneidet.

1992, zum  100. Geburtstag Valentins, wurde der Taler im Löwenbräukeller im Rahmen eines großen Programms an Rudolf Gunde verliehen. `A Por Drät´ war seine Erfindung, was auf den malerischen Reichtum unserer schönen bayeri-schen Sprache hinweist.

1993 bekam Josef Strehl für seine Öffentlichkeits-Kritik `Post d´Leit-zahlen´ den Blödsinnstaler.

1994 hat Therese Altmann mit ihrem `Gebiss-Ersatz Marke Seehofer´ an der Gesundheitsreform genagt. Anhand eines `Fleischwolfs´ erspare man sich die dritten Zähne; man könnte sozusagen das Fleisch löffeln!

1995 hatte es die Jury nicht leicht, den größten Blödsinn auszuwählen. Der Taler fiel schließlich auf den Planegger Stammtisch von Anton Stadler und dem Schlosser Rudolf Linnen. Ein Schlüssel war zu verlängern um fünf Zentimeter. Als Stadler den Schlüssel wieder abholte, traute er seinen Augen nicht: Der Schlüssel war vor dem Bart verlängert.

1996 erhielt Dr. Georg Rösel aus der ehemaligen DDR für seinen „Soßen-Binder“ aus den Händen der Stadträtin Christl Purucker den Valentin-Taler.

1997 brachte Elmar Vanselow ein „Herrenloses Damenfahrrad“  ins Valentin-Musäum und  bekam dafür den Taler.

1998 erfand Wolfgang Jackel die „Telefonlose Schnur“. Weil man damit die mitfahrenden S-Bahngäste nicht stört, meinte er, und erhielt dafür die begehr-te silberne Trophäe am schwarz-gelben Band.

1999 bekam die Kunstmalerin Tita Heydecker für ihre kuriose Idee „Haare Krishna – Haare Rama!“ den Taler – ein Büschel spröder Haare in einer Rama-schachtel!

2000, dem 118. Geburtstag von Karl Valentin, erhielt Florian Wiedl  für seinen Wortwitz, plastisch dargestellt, „Gegangener Teig“ den Valentin-Taler für den schönsten Blödsinn des Jahres. Zu sehen war eine irdene Teigschüssel mit ein paar fetten Watschelabdrücken, eben  des  gegangenen Teiges.

Die hier aufgeführten Exponate sind lediglich nur die Spitze des Blödsinns-Eisbergs. Tausende von skurrilen und kuriosen eingesendeten Erfindungen  mussten die Postboten im Laufe von 33 Jahren im Valentin-Musäum und beim Münchner Wochenblatt abliefern.

Ich muss schon sagen, solang die Menschen noch so viel Freude an solcher Freizeitgestaltung haben und weder Zeit noch Mühen scheuen, ist noch nicht alle Tage Abend „des is wie bei jeda Wissenschaft, am  End stellt se raus, dass ois ganz anders war!”, um mit einem Wort des großen Wortverdrehers und Nonsens-Fabrikanten Karl Valentin  diesen Bericht zu enden.

Und hier die Chronik des Karl Valentin-Talers

1966/67   Hannes König stiftet den „Karl Valentin-Taler für den schönsten Blödsinn des Jahres

1967 Helmut Winter: „Knödelschleuder“ (Waffe gegen den „Starfighter“)

1968 Thomas Gasteigen: „Birke auf der Orangen wachsen“.

1969 Hans Hiltscher: „Zwischen-den-Zeilen-Lesegerät“ (Kunststoff mit dem man das Wesentliche aus den Zeilenzwischenräumen lesen kann).

1970 Peps Mühlbauer: „Verbrennung des Schnees von gestern“ vor dem Eingang des Musäums

1971 Die Faschingsgesellschaft Narrhalla lässt sich durch den „Karl Valentin-Taler“ zu ihrem „Valentin-Orden“ anregen und sorgt damit für Ärger. Der Vorwurf: Die Narrhalla habe die Idee der „Valentin-Taler-Verleihung für den schönsten Blödsinn“ plagiiert.

1972   Ungeachtet der Kritik beschließt die Narrhalla, ihren „Valentin Orden“ erstmals im Fasching 1973 zu verleihen.

1973   Die Faschingsgesellschaft Narrhalla verleiht ihren „Karl Valentin-Orden“ erstmals an Werner Finck. Daraufhin wird die „Valentin-Taler-Verleihung“ ausgesetzt und erst ein Jahr nach dem Tod von Hannes König (1989) im Jahre 1990 wieder aufgenommen. Dabei Änderung des Tags der Verleihung vom Faschingsbeginn auf den 4. Juni, dem Geburtstag Valentins.

1990 Hermann Sand (13 Jahre alt): „Eieruhr“ – Eier mit einer Uhr versehen

1991 Lydia Pickl: „Kleiderbügel für ein trägerloses Abendkleid“ – nur der Haken eines Kleiderbügels

1992 110. Geburtstag Valentins: Rudolf Gunde: „A Por Drät“ – in einem Rahmen sind auf der Bildfläche ein paar Drähte zu sehen

1993 Josef Strehl: „Post d´Leit-zahlen“. Auf einer Seite mit Postleitzahlen steht dieser Spruch.

1994 Therese Altmann: „Gebiss-Ersatz Marke Seehofer“ – Fleischwolf, durch denFleisch gedreht wird, wodurch man sich die dritten Zähne spart (Kritik an der Gesundheitsreform Seehofers)

1995 Planegger Stammtisch von Anton Stadler und des Schlossers Rudolf Linnen: „Verlängerter Schlüssel“ Der Schlüssel wurde vor dem Bart verlängert.

1996 Dr. Georg Rösel aus der ehem. DDR: „Soßen-Binder“

1997 Elmar Vanselow: „Herrenloses Damenfahrrad“ 

1998 Wolfgang Jackel: „Telefonlose Schnur“ – Weil man damit die mitfahren-den S-Bahngäste nicht stört.

1999 Tita Heydecker: „Haare Krishna – Haare Rama!“ Ein Büschel spröder Haare in einer Ramaschachtel!

2000 118. Geburtstag Valentins: Florian Wiedl: „Gegangener Teig“ – Eine irdene Teigschüssel mit ein paar fetten Watschelabdrücken des  gegange-nen Teiges. Weitere Ideen waren: Samenbank (Bank aus Holz mit aufgeklebten Blumensamen), Halbleiter (eine durchgesägte Leiter). Lam-penfieberthermometer (Fieberthermometer in einer Glühbirne)

2004   Gudrun Köhl tritt von der Leitung des Valentin-Musäums zurück. Die letzte Verleihung des Valentin-Blödsinnstalers erfolgte bereits 2000.

Ausstellungseröffnung: Krautwurst und Weisswickel

Die Ausstellungseröffnung am 9. Februar mit Bürgermeisterin Katrin Habenschaden

Nach einem Presserundgang mit männlicher Politprominenz erwarteten wir mit viel Vorfreude am Abend die offizielle Eröffnung der Ausstellung durch die Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München, Katrin Habenschaden.

Nach einführenden Worten von Museumsdirektorin Sabine Rinberger eröffnete Katrin Habenschaden die Ausstellung. Andreas Koll begleitete musikalisch mit Akkordeon und einem dadistisch zusammengestellten Instrumentensammelsurium, Texte von Valentin und Schwitters rezitierend.

Prof . Wörgötter und die Studentin Leonie Gröner beschrieben in einem Zwiegespräch noch einmal sehr anschaulich den Entstehungsprozess dieser ungewöhnlichen Ausstellung.

Ein kleiner Film mit Impressionen zum Eröffnungstag:

Impressionen zum Eröffnungstag am 9. Februar 2023