Ein großartiger Auftritt der Preisträgerin, eine wunderbare Laudatio von Hans Well, ein Kulturreferent mit viel Sinn für Humor, umrahmt von der sphärischen Musik für Flugräder. Gardi Hutter erhielt am 10. Juli im Volkstheater der Großen Valentin-Karlstadt-Preis. Erstmals ging die Auszeichnung an eine Künstlerin und was für eine!
Herzlichen Glückwunsch an Gardi Hutter zur Verleihung des Großen Valentin-Karlstadt-Preises
Laudator Hans Well und Kulturreferent Anton Biebl würdigten in ihren Reden die große Kunst der Clownerin aus der Schweiz. Eindrücklich zeigte Gardi Hutter ihr Können an diesem Vormittag, in dem Sie sowohl den ersten Versuch Anton Biebls abwandte, ihr den Preis zu übergeben und auch ihre eigene Laudatio mit einer Gegenlaudatio erfolgreich zu stören versuchte.
Das Volkstheater muss ersteinmal geputzt werden,bevor hier irgendein Preis vergeben wird…
Auch der Laudator mit Alphorn wird nicht verschont..…fertigEs wird Zeit für die Gegenlaudatio…..höchste ZeitUnd dann klappt es doch noch....das NICHTS zu übergebenAuf der Bühne ist auch das NICHTS etwas.Gerhard Polt sandte ein Grußwort und gratulierte zum NICHTSMaxi Pongratz, Michi Acher & Verstärkung sorgten mit ihrer Musik für Flugräder für den musikalischen RahmenDanke an alle Beteiligten – auch an Claudia Pichler (2.v.l) für die Moderation der Preisverleihung und an Dieter Schnöpf für die vielen schönen BilderDann war’s vorbei und es ging ins Foyer auf ein erfrischendes Kaltgetränk…
Noch bis 19.10.21 ist unsere Ausstellung „Liesl Karlstadt – Schwere Jahre“ in Bozen/Südtirol zu sehen
Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 1945 – Titelbild des gleichnamigen Buches von Sabine Rinberger und Andreas Koll
Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 1945, eine Herzensausstellung des Valentin-Karlstadt-Musäums ist auf Wanderschaft nach Südtirol gegangen und noch bis 19. Oktober 2021 in Bozen im Haus der Kultur – Walther von der Vogelweide, kurz Walterhaus, zu sehen.
Das Südtiroler Kulturinstitut, unterstützt von der Bayern-Südtirol-Gesellschaft bringt diese Ausstellung erstmals nach Bozen.
Das passt seht gut. War Liesl Karlstadt doch eine passionierte Bergsteigerin und wiederholt auch in Südtirol. So während ihrer Italienreise Anfang September 1932. Vom Gardasee führte sie ihr Weg nach Bozen, dann nach Meran, Trafoi zum Stilfserjoch auf den Ortler. 1955 kam sie nochmal nach Südtirol, wieder nach Bozen, Meran, Hafling, aufs Viglijoch, nach Schlanders. Für Liesl Karlstadt waren die Berge stets heilsam. Die sportliche Frau liebte es nach langen Vorstellungen am nächsten Morgen ins Gebirg zu fahren, zu wandern zu Fuß oder auf Skiiern oder im Fels zu klettern. Hier war ihre oft geschundene Seele frei, nach großen Touren stand sie meist am Abend schon wieder auf der Bühne
Mit der Ausstellung wurde ein Schatz gehoben, der das Museum vor einigen Jahren erreichte: 139 Briefe und Postkarten, geschrieben von Liesl Karlstadt. Sie wurden übergeben von Brigitte Eriksson mit den Worten „Der Schatz meiner Kindheit“. Brigitte Eriksson war Tochter von Norma Lorenzer eine Amerikanerin. An sie waren die Briefe adressiert. Sie war Liesl Karlstadts Vertraute in einer schwierigen Zeit.
Als die Zeit dazu reif war, präsentierten wir diese Briefe erstmals anlässlich ihres 125. Geburtstags am 12.12.2017 in der Ausstellung „Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 1945“. Im Sommer 2018 wanderte sie nach Tirol ins Festspielhaus in Erl als Einführung in eine Liesl Karlstadt Oper. Diese hatte dort Welturaufführung am 28. Dezember mit Isabella Karajan in der Hauptrolle. Dann kam sie zurück ins Valentin-Karlstadt-Musäum und musste nochmal gezeigt werden. Wegen der großen Nachfrage und der bisher noch nicht erzählten Geschichte, beleuchtet durch diesen neuen Quellenschatz, musste das Buch dazu geschrieben werden von Andreas Koll, dem Archivar des Musäums und Sabine Rinberger.
Die folgende Galerie zeigt Impressionen der Eröffnung und der Ausstellung:
Landesrat Philipp Achammer
Peter Silbernagl, Direktor Südtiroler Kulturinstitut
Beitrag für die Blogparade der Monacensia: Frauen und Erinnerungskultur #femaleheritage
Liesl Karlstadt als Ausrufer, Köchin, Kapellmeister um 1920
Liesl Karlstadt (eigentlich Elisabeth Wellano 1892–1960) war Valentins kongeniale Partnerin, „der Sancho Pansa zum Don Quijotte“.
Liesl Karlstadt als Flötenspieler und Kare mit Zigarre
Dieses Duo war perfekt. Sie ergänzten sich ideal in ihrer Art der Darstellung. Valentin drehte sich gleichsam statisch um sich und seine eigene Gedankenwelt und kämpfte gegen die Tücken des Objekts wie Don Quijote gegen Windmühlen. Liesl Karlstadt hingegen überzeugte durch eine ungeheure Wandelbarkeit, sie konnte in nahezu jede Rolle, ob Frau, ob Mann, schlüpfen. Stets mit beiden Beinen auf der Erde stehend, erklärte sie dem oft verlorenen Valentin die Welt.
Karl Valentin und Liesl Karlstadt in „Die Raubritter vor München“
Doch der Preis der Partnerschaft mit Karl Valentin war hoch, privat wie beruflich.
Schwere Jahre für Liesl Karlstadt
Am Höhepunkt ihrer Karriere geriet beides in eine große Krise, das berufliche Schaffen wie das gemeinsame Leben. Keinen Ausweg mehr sehend, versuchte Liesl Karlstadt, inzwischen auch solo eine beliebte Volksschauspielerin, sich am 6. April 1935 das Leben zu nehmen. Es folgten schwere Jahre, geprägt von langen Aufenthalten in Kliniken und Rehabilitation, von Gehversuchen und Rückschlägen. Valentin konnte sie oft nicht mehr ertragen, aber auch nicht aufgeben.
Nach einem erneuten Zusammenbruch im April 1939 und einer darauffolgenden lebensbedrohenden und langwierigen Erkrankung, begann sie sich von ihm zu lösen. 1941 und 1943 erholte sie sich im Gebirge. Auf Wanderungen freundete sie sich mit Soldaten auf der Ehrwalder Alm an und tat als einziger weiblicher „Mulitreiber“ in Uniform auf der Alm Dienst. In der Gemeinschaft mit den Soldaten und im Einklang mit den geliebten Bergen, erholte sie sich von den Strapazen.
Liesl Karlstadt in ihrer neuen Wohnung in der Maximilianstrasse 24 (1939) und mit Mundharmonika
Auch beruflich bedeuten die Jahre eine Veränderung. Liesl Karlstadt war nun endgültig die sehr beliebte Münchner Volksschauspielerin geworden. Die „allzeit getreue Partnerin“ des großen Karl Valentin spielte nun ihre eigenen Rollen. Ihre Haupteinnahmequelle in den Jahren 1941 bis 1943 war ihre Rolle als Walburga Graf, eine Blumenhändlerin auf dem Viktualienmarkt in Carl Borro Schwerlas Komödie „Graf Schorschi“. Das Stück erlebte am Münchner Volkstheater über 150 Aufführungen und Gastspiele. Daneben war sie u.a. auch als Dachserin in dem gleichnamigen Einakter von Ludwig Thoma am Münchner Volkstheater zu sehen. Liesl Karlstadt drehte in dieser Zeit auch einige Filme – drei davon mit Karl Valentin („In der Apotheke“ und zwei Werbefilme für die Sparkasse).
Allen Film- und Theaterprojekten dieser Zeit war gemein, dass Liesl Karlstadt an der Seite von großartigen Schauspielerinnen und Schauspielern spielte, mit denen sie auch später noch viele Jahre erfolgreich zusammenarbeiten sollte: Willem Holsboer, Adolf Gondrell, Josef Eichheim, Walter Horten und auch Elise Aulinger und Wastl Witt. Karl Valentin gehörte kaum mehr dazu.
Ein Quellenschatz kommt ins Archiv des Valentin-Karlstadt-Musäum
Die Briefe der Norma Lorenzer an Liesl Karlstadt
Im Jahr 2006 kam überraschend ein neuer Schatz aus Amerika ins Valentin-Karlstadt-Musäum: Es war eine sehr persönliche Korrespondenz zwischen Liesl Karlstadt und ihrer Freundin Norma Lorenzer aus den Jahren von 1935 bis 1953. Norma Lorenzer war ihre wichtigste Wegbegleiterin in den schweren Jahren. Ihre Tochter Brigitte Eriksson brachte die Briefe ins Valentin-Karlstadt-Musäum, wenige Jahre vor ihrem Tod. Für den Archivar wie die Historikerin beginnt in solchen Momenten das Herz höher zuschlagen. 139 Briefe und Postkarten feinsäuberlich gebündelt und mit einem Band zusammen gehalten, von denen wir bisher nichts wussten. Mit den Worten „Ich übergebe Ihnen hier den Schatz meiner Kindheit“ drückte sie der Direktorin des Musäums, Sabine Rinberger, in einem sehr intimen, anrührenden Moment das Päckchen Briefe in die Hand.
Norma Lorenzer beim Spaziergang mit ihrer Tochter Brigitte. Das Foto fand sich zwischen den Briefen.
Liesl Karlstadt war glücklich, wenn sie von ihrer Freundin Norma Lorenzer in ihrem Haus verwöhnt wurde. Sie wohnte im berühmten Kefernest, ein Idyll am Schwabinger Bach in München, das Olaf Gulbransson 1906 erwarb. Liesl Karlstadt wurde auch eine wichtige Vertraute von Normas Tochter Brigitte, die damals noch ein kleines Kind war. In ihren Memoiren erinnert sich Brigitte Eriksson (geb. Lorenzer), wie ausgelaugt von den Ängsten und Launen Karl Valentins Liesl Karlstadt wirkte, wenn Sie von einer gemeinsamen Tournee aus Berlin zurückkam. Es war für Brigitte Eriksson schwer zu erklären, dass zwei Menschen, die fähig waren, andere zum Lachen zu bringen, bis ihnen die Tränen kamen, unter allen Arten von Ängsten und Depressionen litten. In ihren Briefen und Karten an Norma Lorenzer gibt Liesl Karlstadt nur kleine Einblicke in ihre Seele, dennoch finden sich Hinweise, die so nicht bekannt waren. Vor allem ihre Verzweiflung spiegelt sich in den Briefen aus der Zeit.
Publikation
Dieser Archivschatz war Verpflichtung und Anlass für das Buch Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 45 von Sabine Rinberger, Direktorin und Andreas Koll, Archivar des Valentin-Karlstadt-Musäums. In diesem werden die sehr persönlichen Briefe in den historischen Kontext geordnet und präsentiert. Mit zahlreichen abgedruckten Bildern ausgestattet, weitgehend aus dem Archiv des Valentin-Karlstadt-Musäums, dienen diese nicht nur der Illustration, sondern vor allem der Dokumentation. Das Buch ist im Buchhandel und im Museumsshop des Valentin-Karlstadt-Musäums erhältlich.
Karl Valentin ist nie gerne gereist, er blieb viel lieber in seinem (!) München. Und ins „Ausland“ schon gleich gar nicht, da wäre er ja ein Fremder unter lauter Fremden gewesen. Um so erfreulicher, dass sich die beiden Protagonisten der Studiobühne Schönbrunn Alfons Noventa und Christine Aichberger an eine „Valentin-Produktion“ herangewagt haben, und das scheinbar ganz erfolgreich, denn die ersten Kritiken sind voller Lob: „Eine hinreißende „Valentinade“ begeisterte das Publikum“. 14 Szenen, 3 Monologe und 6 Musiknummern – alles Originaltexte – und viele Zitate von Karl Valentin kommen zur Aufführung. Von den „Blödsinnsversen“ über die „Semmelnknödeln“ zu ernsteren Szenen wie z.B. „Vater und Sohn über den Krieg“ oder das Couplet „Wenn ich einmal der Herrgott wär“ und wieder zurück zum „Buchbinder Wanninger“ und den „Trommelversen“.
Die nächsten Auftritte: 2./3. und 9./10. Oktober 2019, 20 h Im Theater Center FORUM 3 1090 WIEN, Porzellangasse 50 www.theatercenterforum.com
Weitere Infos über die Studiobühne Schönbrunn und ihre verschiedenen Produktionen, insbesondere den biografischen Stücken interessanter Persönlichkeiten: www.studiobuehne-schoenbrunn.at