Schlagwort: Schwere Jahre 1935 – 45

Liesl Karlstadt und die Melancholie

Eine fiktive Anamnäse – Uraufführung in Kempten

Am Montag, den 17.10. 22 fand in Kempten eine außergewöhnliche Theateraufführung des Ensembels „Die Minderbemittelten“ anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit des Bezirkskrankenhauses Kempten statt.

Inspiriert von dem von Sabine Rinberger und Andreas Koll verfassten Buch „Liesl Karlstadt. Schwere Jahre 1935 – 45“ verfasst der Dipl. Psychologe Michael Binzer ein fiktives Anamnäse – Gespäch zwischen Liesl Karlstadt und ihrem Psycholgen. Binzer lässt diese Gespräch Ende der 50er Jahre stattfinden. Liesl Karlstadt, die zusammen mit ihrem Bühnenpartner Karl Valentin das mit bekannteste Komikerduo der deutschen Vorkriegszeit bildete, spricht darin über die Umstände ihrer depressiven Phasen, die einen Suizidversuch und mehrere Aufenthalte in der Universitätspsychiatrie München zur Folge hatten.

v.l.n.r. Michael Binzer (Psychologe und Autor des Stücks), Sabine Rinberger (Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums und Mitautorin des Buches „Liesl Karlstadt: Schwere Jahre), Cordula Weber (Schauspielerin, Darstellerin der Liesl Karlstadt) und Prof. Dr. Markus Jäger (Ärztlicher Direktor des BKH Kempten)

Michael Binzer spielt den Psychologen selbst, Liesl Karlstadt wird zerbrechlich-robust dargestellt von Cordula Weber, einer Schauspielerin mit einer selbst angeschlagenen seelischen Gesundheit – beeindruckend wie berührend.

Sabine Rinberger, Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums begleitete dieses Projekt als wissenschaftliche Beraterin und war auch bei der Premiere unter den begeisterten Zuschauer*innen.

Hier schreibt Monika Rohlmann für das Evangelische Sonntagsblatt.

Liesl Karlstadt -Ausstellung am 21.9. in Bozen eröffnet

Noch bis 19.10.21 ist unsere Ausstellung „Liesl Karlstadt – Schwere Jahre“ in Bozen/Südtirol zu sehen

Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 1945 – Titelbild des gleichnamigen Buches von Sabine Rinberger und Andreas Koll

Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 1945, eine Herzensausstellung des Valentin-Karlstadt-Musäums ist auf Wanderschaft nach Südtirol gegangen und noch bis 19. Oktober 2021 in Bozen im Haus der Kultur – Walther von der Vogelweide, kurz Walterhaus, zu sehen.

Das Südtiroler Kulturinstitut, unterstützt von der Bayern-Südtirol-Gesellschaft bringt diese Ausstellung erstmals nach Bozen.

Das passt seht gut. War Liesl Karlstadt doch eine passionierte Bergsteigerin und wiederholt auch in Südtirol. So während ihrer Italienreise Anfang September 1932. Vom Gardasee führte sie ihr Weg nach Bozen, dann nach Meran, Trafoi zum Stilfserjoch auf den Ortler. 1955 kam sie nochmal nach Südtirol, wieder nach Bozen, Meran, Hafling, aufs Viglijoch, nach Schlanders. Für Liesl Karlstadt waren die Berge stets heilsam. Die sportliche Frau liebte es nach langen Vorstellungen am nächsten Morgen ins Gebirg zu fahren, zu wandern zu Fuß oder auf Skiiern oder im Fels zu klettern. Hier war ihre oft geschundene Seele frei, nach großen Touren stand sie meist am Abend schon wieder auf der Bühne

Mit der Ausstellung wurde ein Schatz gehoben, der das Museum vor einigen Jahren erreichte: 139 Briefe und Postkarten, geschrieben von Liesl Karlstadt. Sie wurden übergeben von Brigitte Eriksson mit den Worten „Der Schatz meiner Kindheit“. Brigitte Eriksson war Tochter von Norma Lorenzer eine Amerikanerin. An sie waren die Briefe adressiert. Sie war Liesl Karlstadts Vertraute in einer schwierigen Zeit.

Als die Zeit dazu reif war, präsentierten wir diese Briefe erstmals anlässlich ihres 125. Geburtstags am 12.12.2017 in der Ausstellung „Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 1945“.
Im Sommer 2018 wanderte sie nach Tirol ins Festspielhaus in Erl als Einführung in eine Liesl Karlstadt Oper. Diese hatte dort Welturaufführung am 28. Dezember mit Isabella Karajan in der Hauptrolle.
Dann kam sie zurück ins Valentin-Karlstadt-Musäum und musste nochmal gezeigt werden. Wegen der großen Nachfrage und der bisher noch nicht erzählten Geschichte, beleuchtet durch diesen neuen Quellenschatz, musste das Buch dazu geschrieben werden von Andreas Koll, dem Archivar des Musäums und Sabine Rinberger.

Die folgende Galerie zeigt Impressionen der Eröffnung und der Ausstellung:

Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 1945

Beitrag für die Blogparade der Monacensia: Frauen und Erinnerungskultur #femaleheritage

Liesl Karlstadt als Ausrufer, Köchin, Kapellmeister um 1920

Liesl Karlstadt (eigentlich Elisabeth Wellano 1892–1960) war Valentins kongeniale Partnerin, „der Sancho Pansa zum Don Quijotte“.

Liesl Karlstadt als Flötenspieler und Kare mit Zigarre

Dieses Duo war perfekt. Sie ergänzten sich ideal in ihrer Art der Darstellung. Valentin drehte sich gleichsam statisch um sich und seine eigene Gedankenwelt und kämpfte gegen die Tücken des Objekts wie Don Quijote gegen Windmühlen. Liesl Karlstadt hingegen überzeugte durch eine ungeheure Wandelbarkeit, sie konnte in nahezu jede Rolle, ob Frau, ob Mann, schlüpfen. Stets mit beiden Beinen auf der Erde stehend, erklärte sie dem oft verlorenen Valentin die Welt.

Karl Valentin und Liesl Karlstadt in „Die Raubritter vor München“

Doch der Preis der Partnerschaft mit Karl Valentin war hoch, privat wie beruflich.

Schwere Jahre für Liesl Karlstadt

Am Höhepunkt ihrer Karriere geriet beides in eine große Krise, das berufliche Schaffen wie das gemeinsame Leben. Keinen Ausweg mehr sehend, versuchte Liesl Karlstadt, inzwischen auch solo eine beliebte Volksschauspielerin, sich am 6. April 1935 das Leben zu nehmen. Es folgten schwere Jahre, geprägt von langen Aufenthalten in Kliniken und Rehabilitation, von Gehversuchen und Rückschlägen. Valentin konnte sie oft nicht mehr ertragen, aber auch nicht aufgeben.

Nach einem erneuten Zusammenbruch im April 1939 und einer darauffolgenden lebensbedrohenden und langwierigen Erkrankung, begann sie sich von ihm zu lösen. 1941 und 1943 erholte sie sich im Gebirge. Auf Wanderungen freundete sie sich mit Soldaten auf der Ehrwalder Alm an und tat als einziger weiblicher „Mulitreiber“ in Uniform auf der Alm Dienst. In der Gemeinschaft mit den Soldaten und im Einklang mit den geliebten Bergen, erholte sie sich von den Strapazen.

Liesl Karlstadt in ihrer neuen Wohnung in der Maximilianstrasse 24 (1939) und mit Mundharmonika

Auch beruflich bedeuten die Jahre eine Veränderung. Liesl Karlstadt war nun endgültig die sehr beliebte Münchner Volksschauspielerin geworden. Die „allzeit getreue Partnerin“ des großen Karl Valentin spielte nun ihre eigenen Rollen. Ihre Haupteinnahmequelle in den Jahren 1941 bis 1943 war ihre Rolle als Walburga Graf, eine Blumenhändlerin auf dem Viktualienmarkt in Carl Borro Schwerlas Komödie „Graf Schorschi“. Das Stück erlebte am Münchner Volkstheater über 150 Aufführungen und Gastspiele. Daneben war sie u.a. auch als Dachserin in dem gleichnamigen Einakter von Ludwig Thoma am Münchner Volkstheater zu sehen. Liesl Karlstadt drehte in dieser Zeit auch einige Filme – drei davon mit Karl Valentin („In der Apotheke“ und zwei Werbefilme für die Sparkasse).

Allen Film- und Theaterprojekten dieser Zeit war gemein, dass Liesl Karlstadt an der Seite von großartigen Schauspielerinnen und Schauspielern spielte, mit denen sie auch später noch viele Jahre erfolgreich zusammenarbeiten sollte: Willem Holsboer, Adolf Gondrell, Josef Eichheim, Walter Horten und auch Elise Aulinger und Wastl Witt. Karl Valentin gehörte kaum mehr dazu.

Ein Quellenschatz kommt ins Archiv des Valentin-Karlstadt-Musäum


Die Briefe der Norma Lorenzer
an Liesl Karlstadt

Im Jahr 2006 kam überraschend ein neuer Schatz aus Amerika ins Valentin-Karlstadt-Musäum:
Es war eine sehr persönliche Korrespondenz zwischen Liesl Karlstadt und ihrer Freundin Norma Lorenzer aus den Jahren von 1935 bis 1953. Norma Lorenzer war ihre wichtigste Wegbegleiterin in den schweren Jahren. Ihre Tochter Brigitte Eriksson brachte die Briefe ins Valentin-Karlstadt-Musäum, wenige Jahre vor ihrem Tod. Für den Archivar wie die Historikerin beginnt in solchen Momenten das Herz höher zuschlagen. 139 Briefe und Postkarten feinsäuberlich gebündelt und mit einem Band zusammen gehalten, von denen wir bisher nichts wussten. Mit den Worten „Ich übergebe Ihnen hier den Schatz meiner Kindheit“ drückte sie der Direktorin des Musäums, Sabine Rinberger, in einem sehr intimen, anrührenden Moment das Päckchen Briefe in die Hand.

Norma Lorenzer beim Spaziergang mit ihrer Tochter Brigitte. Das Foto fand sich zwischen den Briefen.

Liesl Karlstadt war glücklich, wenn sie von ihrer Freundin Norma Lorenzer in ihrem Haus verwöhnt wurde. Sie wohnte im berühmten Kefernest, ein Idyll am Schwabinger Bach in München, das Olaf Gulbransson 1906 erwarb. Liesl Karlstadt wurde auch eine wichtige Vertraute von Normas Tochter Brigitte, die damals noch ein kleines Kind war. In ihren Memoiren erinnert sich Brigitte Eriksson (geb. Lorenzer), wie ausgelaugt von den Ängsten und Launen Karl Valentins Liesl Karlstadt wirkte, wenn Sie von einer gemeinsamen Tournee aus Berlin zurückkam. Es war für Brigitte Eriksson schwer zu erklären, dass zwei Menschen, die fähig waren, andere zum Lachen zu bringen, bis ihnen die Tränen kamen, unter allen Arten von Ängsten und Depressionen litten.
In ihren Briefen und Karten an Norma Lorenzer gibt Liesl Karlstadt nur kleine Einblicke in ihre Seele, dennoch finden sich Hinweise, die so nicht bekannt waren. Vor allem ihre Verzweiflung spiegelt sich in den Briefen aus der Zeit.

Publikation

Dieser Archivschatz war Verpflichtung und Anlass für das Buch Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 45
von Sabine Rinberger, Direktorin und Andreas Koll, Archivar des Valentin-Karlstadt-Musäums. In diesem werden die sehr persönlichen Briefe in den historischen Kontext geordnet und präsentiert. Mit zahlreichen abgedruckten Bildern ausgestattet, weitgehend aus dem Archiv des Valentin-Karlstadt-Musäums, dienen diese nicht nur der Illustration, sondern vor allem der Dokumentation. Das Buch ist im Buchhandel und im Museumsshop des Valentin-Karlstadt-Musäums erhältlich.

Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 1945

Das neue Buch von Sabine Rinberger und Andreas Koll,
erschienen im Kunstmann Verlag

Ab Mittwoch, den 25. September 2019 im Buchhandel und im Museumsshop des Valentin-Karlstadt-Musäum erhältlich

Du meine liebe gute Norma!“
„All die vielen Zeichen von Freundesliebe und wahrem Mitgefühl. Die mir soviel Trost gegeben haben.“

Im Jahr 2006 kam überraschend aus Amerika ein neuer Quellenschatz ins Valentin-Karlstadt-Musäum: Sehr persönliche Briefe von Liesl Karlstadt an ihre Freundin Norma Lorenzer aus den Jahren von 1935 bis 1953. Diese brachte Norma Lorenzers Tochter Brigitte Eriksson ins Valentin-Karlstadt-Musäum, wenige Jahre vor ihrem Tod. Für den Archivar wie den Historiker beginnt in solchen Momenten das Herz höher zuschlagen. 139 Briefe und Postkarten feinsäuberlich gebündelt und mit einem Band zusammen gehalten, von denen wir bisher nichts wussten. Mit den Worten „Ich übergebe Ihnen hier den Schatz meiner Kindheit“ drückte sie der Direktorin des Musäums, Sabine Rinberger, in einem sehr intimen, anrührenden Moment das Päckchen Briefe in die Hand. Auch darin gibt Liesl Karlstadt nur kleine Einblicke in ihre Seele, dennoch finden sich Hinweise, die so nicht bekannt waren. Das war Anlass für dieses Buch indem die bekannten Ereignisse nochmal mit diesen Briefen gegen gelesen wurden.

Sonderausstellung Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 1945
vom 24. Oktober 2019 bis 3. März 2020 im Valentin-Karlstadt-Musäum

Zum Erscheinen Buches „Liesl Karlstadt: Schwere Jahre 1935 – 1945“, am 25. September im Kunstmann-Verlag, zeigt das Valentin-Karlstadt-Musäum ab dem 24. Oktober 2019 bis 3. März 2020 die gleichnamige Sonderausstellung.

Sie zeigt Auszüge des bisher unveröffentlichten Briefe von Liesl Karlstadt an ihre Freundin Norma Lorenzer aus der Zeit von 1935 bis 1945. Diese sehr persönlichen Briefe, werden mit der Publikation historisch aufgearbeitet und präsentiert.
Am 6. April 1935 versuchte Liesl Karlstadt sich das Leben zu nehmen. Es folgten schwere Jahre, geprägt von langen Aufenthalten in Kliniken und Rehabilitation, von Gehversuchen und Rückschlägen. Ihre Verzweiflung spiegelt sich in den Briefen aus der Zeit. Valentin konnte sie oft nicht mehr ertragen, aber auch nicht aufgeben. Nach einem erneuten Zusammenbruch im April 1939 und einer darauffolgenden schweren und langwierigen Erkrankung, begann sie sich von ihm zu lösen. 1941 und 1943 erholte sie sich im Gebirge. Auf Wanderungen freundete sie sich mit Soldaten auf der Ehrwalder Alm an und tat als einziger weiblicher „Mulitreiber“ in Uniform auf der Alm Dienst. In der Gemeinschaft mit den Soldaten und im Einklang mit den geliebten Bergen, erholte sie sich von den Strapazen. Das Kriegsende erlebte sie in München.

Ausstellungseröffnung ist am 24.Oktober 2019 um 19:00 Uhr im Sonderausstellungsraum, Valentin-Karlstadt-Musäum.

Und gleich zum Vormerken: Am 17. November 2019 um 19.00 Uhr findet im Turmstüberl eine Lesung mit den Autoren Sabine Rinberger und Andreas Koll statt, mit feiner Musik von Evi Keglmaier.