Der Kuriositäten Preis der “Saubande” 2025 Die Preisverleihung

Mittlerweile darf man wohl schon von einer schönen Tradition sprechen: Bereits zum dritten Mal veranstaltete die Saubande in diesem Jahr ihren Kuriositäten-Wettbewerb unter dem Motto ‚Valentinesk weitergedacht‘. Die eingesendeten Beiträge waren erneut ein wahres Feuerwerk an Einfällen –skurril, überraschend, lustig und tiefsinnig.

Für 30 davon ging es dann in die nächste Runde: auf dem Blog konnte abgestimmt werden. Die zehn Beiträge mit den meisten Stimmen wurden nun bei der Matinée am 14. September 2025 in der Lach und Schießgesellschaft in München vorgestellt.

Mit Charme und einer ordentlichen Portion Humor führte die großartige Claudia Pichler durch den Vormittag und sorgte für beste Stimmung. Musikalisch untermalt wurde das Ganze wie gewohnt von Andreas Koll, der mit seiner wunderbar schrägen Musik den Beiträgen eine ganz besondere Würze verlieh. Vorgestellt wurde z. B. „Der Nagelhammer“ (ein Hammer an dem praktischerweise der Nagel gleich mit befestigt ist), „Die Pulverbrause“ (zum Duschen mit Brausepulver – sehr wassersparend) oder„Der bayuwarische Gedankenblitz (Wo alle dasselbe denken, wird nicht viel gedacht).

Und dann wurde es richtig aufregend! Das Publikum durfte abstimmen – und nach einem denkbar knappen Rennen standen die drei Gewinner fest:

3. Preis

Norbert Magherini

Ein schwieriges Telefonat

Rentner Fritz Renner greift zum Telefon und wählt die Nummer der Firma Hohlstein und Sand um mit seiner Frau, die dort beschäftigt ist, zu sprechen. Beim Anläuten ertönt der Anrufbeantworter: „Sie sind mit der Firma Hohlstein & Sand verbunden. Möchten Sie eine Bestellung aufgeben, so drücken Sie bitte die 1. Haben Sie Fragen zu einer bereits getätigten Bestellung oder zu einer Lieferung, dann drücken Sie bitte die 2.

Handelt es sich um Fragen zu einem Kostenvoranschlag oder zu einer Rechnung dann drücken Sie die bitte die 3. Für alle andren Fragen drücken Sie bitte die Taste 4.“ Rentner Fritz drückt die Taste 4.

Folgende Dialog zwischen der Angestellten der Firma Hohlstein & Sand Sybille Tiefenthaler (1), dem Rentner Fritz Renner (2) und der Ehefrau Ludmilla Renner (3) entsteht:

• 1: Sie sprechen mit Sybille Tiefenthaler Hohlstein & Sand, was kann ich für Sie tun?

• 2: Ja, Grüß Gott – ich hätte gerne meine Frau gesprochen.

• 1: Welche Frau denn und wer sind Sie überhaupt?

• 2: Ja, ich bin´s der Fritz und ich würde gerne meine Frau sprechen – wissen´s wegen unserer Tochter, der Margot.

• 1: Da sind Sie bestimmt falsch verbunden. In unserer Abteilung gibt es keine Tochter Margot und schon gar nicht eine Frau Fritz.

• 2: Wieso Frau Fritz? Meine Frau heißt nicht Fritz und überhaupt gibt es keine anderen Frauen die Fritz heißen.

• 1: Ach Ihre Frau heißt gar nicht Fritz? Ich dachte, das wäre ihr Nachname.

• 2: Völlig absurd!

• 1: Das ist gar nicht absurd. Das gibt es bestimmt, dass eine Frau mit Nachnamen Fritz heißt.

• 2: Das kann schon sein, aber meine Frau heißt Ludmilla.

• 1: Ach, Sie meinen Ludmilla Renner. Warum sagen Sie das nicht gleich. Moment, ich verbinde.

Im Büro der Lagerverwaltung sitzt Frau Ludmilla Renner.

• 3: Firma Hohlstein & Sand, Sie sprechen mit Ludmilla Renner.

• 2: Hallo ich bin´s.

• 3: So, so Fritz. Hast du wieder ein Problem?

• 2: Nein, einen Hunger.

• 3: Dann musst du was essen und nicht telefonieren.

• 2: Aber Frau, ich rufe an, damit ich dann weiß, wie viele Kartoffeln ich zum Spargel zum Abendessen kochen soll.

• 3: Fritz, was ist denn das für eine Frage.

• 2: Eine einfache.

• 3: Gut, dann koche zwei Pfund Kartoffeln zum Spargel, das reicht locker für uns zwei.

2: Und wenn wir aber zu dritt sind?

• 3: Dann halt drei Pfund. Wieso? Wer kommt denn zu uns zum Essen?

• 2: Vielleicht die Margot.

• 3: Ach, das ist aber schön. Sie war bestimmt schon zwei Monate nicht mehr bei uns. Was hast du denn mit ihr ausgemacht?

• 2: Nichts.

• 3: Wie, nichts? Wie kommst du denn dann darauf, dass unsere Tochter heute Abend zum Essen kommt?

• 2: Ja, weil sie halt schon so lange nicht mehr bei uns war. Anders wäre es, wenn sie gestern bei uns gewesen wäre, dann hätte ich dich gar nicht angerufen, dann hätte ich ja schon gewusst, dass sie heute nicht kommt.

• 3: Fritz, jetzt koch einfach zwei Pfund Kartoffeln – und gut ist´s.

• 2: Aber Frau, und wenn die Margot dann doch kommt? Dann haben wir zu wenig zum Essen. Und dann kommt sie wieder erst in zwei Monaten. Oder bleibt gar länger weg, weil sie ja bei uns nicht satt wird.

• 3: Jetzt sag net imma Frau zu mir. Ich hab auch einen Namen. Ich sag ja auch nicht immer Mann zu dir.

• 2: Das kannst schon machen. Ich weiß ja selbst, dass ich Fritz heiße.

Das musst du nicht immer wiederholen.

• 3: Jetzt ist aber genug. Hast du dich jetzt entschieden, wie viele Kartoffeln du kochen willst?

• 2: Ja, ein Pfund Spaghetti.

2. Preis

Wolfgang Lauter

Osterlamm

Die Henne legt ein Ei,

Der Osterhase zwei,

Und (…schau dies Bildchen hier)

Das Osterlamm gar vier.

1. Preis

Xabier Aurtenetxe

Leseratte

Ein Wort in seiner wörtlichsten Form zu nehmen und es in den Bereich des Absurden zu bringen, scheint mir im Einklang mit dem valentinesken Geist zu stehen.

VON LESERATTEN UND ANDEREN BÜCHERFRESSERN

Zuallererst möchte ich zwischen zwei Begriffe unterscheiden, die oft verwechselt werden, obwohl sie zwei sehr unterschiedliche Realitäten verkörpern. Wenn man jemand anderen als „Bücherwurm“ nennt, ist das ein giftiges Kompliment. Und es hat dabei immer einen abwertenden Ton. Wie die meisten Irrsinniger leben auch dem Bücherwurme in ihrer eigenen Welt. Sie müssen nicht unbedingt die Bücher lesen, aber Bücher unterstutzen und schützen sie wie ein Panzer. Es gibt eine relativ reichhaltige Literatur über diese zoologischen Entitäten, die in Bücher leben. Die meisten von ihnen gehören zur Kategorie der Insekten, deren ungezügeltes Sexualleben, von rastlosen Holzwurmen über das ausschweifenden Silberfischen bis hin zur turbulenten Bettwanze, ein eigener Vortrag verdient. Der Bücherwurm ist frei von Moral. Er kennt weder Freunde noch Feinde. Er stürzt sich auf alles, was ihm unterkommt. Und hier kommt die Metonymie ins Spiel. Denn der menschliche Bucherwurm ist auch jemand, der weder Freunde noch Feinde kennt. Er braucht unbedingt aller Bucher. Er sammelt Bücher als Ersatz für erotische Befriedigung. Nein, auf den ersten Blick scheint der Bücherwurm nicht besonderes sympathisch zu sein. Zumindest nicht in dem Bild, das Carl Spitzberg 1850 in vier verschiedene Versionen von ihm malte und das bis heute unsere Wahrnehmung von ihm prägt: er ist natürlich ein ergrauter, gebeugter alter Mann, der wohl nicht sehr fit ist, weil er sein ganzes Leben in irgendein Buch verbracht hat.

In Gegensatz von Bücherwurm, der Begriff „Leseratte“ schwingt nicht ein so sehr abwertender Unterton mit, selbst wenn eine Ratte in ihm haust. Die Leseratte zwar kann gierig lesen, ist aber kein Unsinniger, die in seiner ganz eigenen Welt lebt. Mit seinen wachen Augen interessierte er sich vielmehr für alles um sich herum, wie der römische Pädagoge Lucius Alexander Polyhistor. Heute, wo die Ideologie der Nützlichkeit regiert und nur kurz und bündige Informationen berücksichtich werden, wollte ich die Leseratte Tribut zollen. Eine Ratte, die wie besessen ein Langenscheidt Lexikon -al Inbegriff des Wissens- meines Geburtsjahres 1953 gierig frisst. Mit dieser Arbeit flüchte ich aber vor der Metonymie. Der Begriff ‚Leseratte‘ wird nicht von Tier auf den Menschen übertragen, sondert wörtlich genommen im Geist der valentineske Methode, die sie die Sprache bis zum Exzess, fast krampfhaft zerlegt, um absichtlich in ihrer Mehrdeutlichkeit und ihren Widersprüchen zu verheddern. Seinem Geist folgend, versuche ich die Sprache als Instrument unseres Denkens zu demontieren und somit die soziale Ordnung in Frage zu stellen, so dass nichts sicher und alles möglich ist; die je nach unserem momentanen Gemütszustand befreiend oder destabilisierend sein kann.

Xabier Aurtenetxe

Es war ein rundum besonderer Vormittag – voller Humor und spannender Momente. Eines steht fest: Das hat sich gelohnt und macht definitiv Lust auf mehr! Und die gute Nachricht gleich dazu: Auch 2026 wird die Saubande ihren Kuriositäten-Preis ‚Valentinesk weitergedacht‘ ausloben. Also: schon mal anfangen, valentinesk nach- und weiterzudenken…

Foto: Valentin Karlstadt Musäum

Dabei waren diesmal mit ihren Beiträgen: Reiner Borner, Wolfgang Lauter, Xabier Aurtenetxe, Norbert Magherini, Rena Österreicher, Matthias Weigold, Nikolaus Högel, Dietmar Nickel und Stefan Pillokat für die Herren RigoL & tOrF. Moderation Claudia Pichler, Musik Andreas Koll